Weinraritäten bei eBay – die Charts

Werner Feldner beschäftigt sich in seinen regelmäßig bei weinplus vorgestellten Auktionsbeobachtungen mit den Weinpreisentwicklungen bei eBay. Zu den Aufsteigern des 3. Quartals 2006, schreibt er, zählen die renommierten Chateaus aus Bordeaux. Ausonne 2000 stieg zum Beispiel innerhalb eines halben Jahres von 487 auf 730 Euro (Flasche 0,75 l) und Petrus 1947 sprang vom bisherigen Highscore von 1.311 Euro (in 2004) auf unfassbare 2.795 Euro. Unfassbar deshalb, weil Sammler die großen Weine im Regelfall bei renommierten Auktionshäusern wie Christies oder Sothebys ersteigern. Aber anscheinend haben sich auch einige Händler bei eBay einen respektablen Ruf erworben. Mich überrascht vor allem die Preisentwicklung bei Einzelflaschen von Jahrgängen wie 2000. Solche jungen Weine werden von Liebhabern normalerweise nur als komplettes Gebinde in der original 12er Holzkiste gekauft.
Wer sich so etwas leisten kann und auch tatsächlich gönnt, wollen Sie wissen? Ich jedenfalls nicht. Leider. Aber ich habe einige dieser Leute kennengelernt. Amüsiert hat mich mal ein Streit zwischen Vater und Sohn, die diskutierten, ob sie den gemeinsamen Weinkeller nun mit einer 12er Kiste 90er Chateau Latour bestücken sollen oder nicht. Der Sohn, damals (in 1995) sechsundreißig Jahree alt, war dafür, sein Vater, Ende 60, dagegen. O-Ton des alten Herrn: „Was soll ich mit dem Zeug, der Wein ist doch erst genussreif, wenn ich längst unter dem Torf liege. Nee, nee mein Lieber, das könnte Dir so passen.“ Der Mann hatte Weitblick, und offenbar auch kein Interesse am Handeln und Spekulieren. Er wollte die Weine, die er kauft auch selber noch trinken können und bei einem voraussichtlich besten Genusszeitraum für den 90er Latour, der laut Weinpapst Robert Parker zwischen 2005 und 2035 liegen soll, war ihm das offenbar zu heikel. Verständlich.

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