Eine ideale Produktionsgemeinschaft haben sie gebildet, die Patissiere Monika Wechsler und die Familie Krämer, Likörfabrikanten und Destillateure aus Dortmund. Im Zentrum der Stadt betreiben sie einen kleinen, geschmackvoll gestalteten Laden, wo sich die durchweg in eigener Herstellung entstandenen Liköre, Brände, Trüffel und Schokoladen zu einem verlockenden Sortiment verdichtet haben. Ein Sortiment, das Tradition, Moderne und regionale Typizität auf bemerkenswerte Weise verbindet.
Die Likörfabrik besteht seit einhundertvierzig Jahren und hat gute und schwere Phasen durchlebt. Mit der zusätzlichen Ausrichtung auf die Schokolaterie ist der Familie Krämer in diesen schwierigen Zeiten ein Wandel geglückt, der die Tradition wahrt und die allgemeinen Marktprobleme klassischer Schnapsbrennereien nicht mit dem Mixbecher angreift. Alkopops sollen andere machen, bei den Krämers kommt der Alkohol höchsten in die Schokoladenhülle. Und wer könnte das besser bewerkstelligen als Monika Wechsler, die schon zu ihren Zeiten beim Tafelservice Art Manger gezeigt hat, zu welch‘ großartigen Leistungen sie fähig ist. Mein Favorit im Programm ist die in einer schlicht gestalteten Metalldose eingekellerte Dortmunder Kohle. Himmlische Energielieferanten aus Bitterschokolade, die jeden Cent der 6,50 Euro pro hundert Gramm wert ist.
Aus der Likörabteilung hat es mir der August mit dem Schlips angetan, schon wegen des Namens, logo. Beim Durchsehen des Angebots im Ladenlokal am Schwanenwall las ich – warum auch immer – zunächst Schwips statt Schlips, obwohl ich bis dahin noch keinen Tropfen Alkohol getrunken hatte. Indianerehrenwort! August mit dem Schlips wurde schon im vorletzten Jahrhundert über Apotheken vertrieben, und er heißt so, weil die Flasche einen Schlips aus Papier trägt, der früher als Rezeptfahne fungierte und heute als nostalgische Komponente gepflegt wird. Alle zwei Stunden einen Esslöffel Kräuterlikör einnehmen, damit der August auch wirklich hilft, lautete anno tuck die Dosierungsempfehlung für Menschen mit Magenproblemen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Destillateur oder die Patissiere.