Molekularküche: Ferran Adrià in den Tagesthemen

Ferran AdriàGestern sah ich in den Tagesthemen (hier der Livestream) einen Bericht der Kollegin Edith Lange über Ferran Adrià, dem ich erste Einblicke in das Küchengeschehen von Adriàs Restaurant El Bulli verdanke. Vierzig Köche ackern in der Brigade des Restaurants, das 170 km südlich von Barcelona liegt, um jedem der 8.000 Gäste pro Saison mit einem 24-gängigen Menü die Molekularküche ihres Chefs näherzubringen, zum Beispiel mit Gerichten wie virtuellen Schinken oder Risotto aus Zucchinikernen. Auch Uwe Opocensky kommt in dem Beitrag zu Wort. Er gehört zu den wenigen Deutschen im Team. Vor ein paar Jahren machte er als Küchenchef im Hotel Anassa auf Zypern Furore, jetzt reiht er sich wieder weiter hinten ein und stellt sich bereitwillig auf einen der vielen Posten in Adrias Küche – mit offensichtlicher Freude und viel Spaß an der Arbeit. In Spanien wird die Haute Cuisine schon seit vielen Jahren von der Molekularküche Adriàs dominiert. Angeblich wollen eine Million Menschen pro Saison bei Adrià einen der raren Plätze ergattern (das Restaurant hat lediglich von Frühjahr bis Herbst geöffnet, am 1.10.2006 endet die aktuelle Saison). Mehr Zuschauerinteresse kann nicht mal Europas Spitzenfußballclub FC „Ronaldinho“ Barcelona in der Primera Division vermelden.
In Deutschland geht es mit der Molekularküche nur langsam voran, weil sie zumeist noch als alberner Trend missverstanden wird. Bei der Gelegenheit muss ich noch loswerden, dass ich Adria`s Website schauderhaft finde. Es fröstelt mich geradezu, wenn ich dieses düstere Ding da besuche. Aber vermutlich gehört das schon zum Konzept. Adrià ist übrigens als Mitwirkender zur Dokumenta XII im nächsten Jahr nach Kassel eingeladen. Eines der beiden Leitmotive der Documenta lautet: Ist die Moderne unsere Antike? Ich bin sicher, dass Adrià dazu etwas Aufregendes einfällt.

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