Nur der liebe Gott, so hieß es in Feinschmeckerkreisen noch bis in die späten 90er Jahre hinein, könne einem Koch zwanzig Punkte verleihen. Okay, ich könnte auch zwanzig Punkte verleihen, sogar ein paar Fantastillionen, wenn ich wollte. Sie, liebe Leser, vielleicht sogar noch zwei oder drei mehr. Nur: Interessieren wird das so gut wie niemanden. Denn, wenn es um Punkte für Köche geht, ist der Guide Gault Millau das Maß der Dinge, und der vergibt nun mal nur zwanzig.
Bei diesen ominösen zwanzig Punkten handelte es sich lange um eine nur theoretisch erreichbare Höchstpunktzahl. Niemand schaffte es, diese Zahl zu erreichen. Eckart Witzigmann, Joel Robuchon, Fredy Giradet – sie alle wurden vom Guide Gault Millau zwar offiziell zu Jahrhundertköchen geadelt, aber auf die 20 mussten sie verzichten. 19,5 Punkte bekamen sie, aber nicht mehr. Das störte im Grunde auch niemanden, denn jeder, der sich dafür interessierte, wusste: Nur Gott kann die 20 vergeben. Und an Gott kommt nun mal keiner vorbei, außer Stan Libuda, der legendäre Linksaußen, der in den 60er und 70er Jahren so erfolgreich für Schalke 04 und den BvB stürmte. Leider ist Libuda nun schon einige Jahre tot, und damit sollte niemand mehr eine Chance haben, an Gott vorbeikommen.
So, und über diesen klitzekleinen Umweg bin ich nun bei Marc Veyrat angelangt. Er kam an Gott vorbei und erhielt vor gut zwei Jahren als erster Koch weltweit zwanzig Punkte. Veyrat gilt als Pflanzenexperte und Anhänger der Molekularküche. Wenn das kein Grund ist, sich mal einen Beitrag über ihn anzuschauen. Im ZDF-doku-Kanal wird die Nachtsendung „Geschmacksparadiese“ vom 16.9. (hab‘ ich leider verpasst) am Donnerstagmorgen um 7.15 Uhr wiederholt. Prima Frühstücksfernsehen. Aber auch auf Veyrats Website sind einige interessante kleine Filmchen zu finden. Schlapphüte, wie Veyrat sie trägt, scheinen bei Köchen eine beliebte Alternative zur Toque zu sein, ich erinnerte mich da natürlich gleich an die Kopfbedeckung von Franz L. Lauter, der im Restaurant von Schloss Nordkirchen mit Hut seinen Dienst schiebt.