Unter anspruchsvollen Journalisten sind Jahresbestenlisten verpönt, insgeheim macht sie aber fast jeder gerne. Und gelesen werden sie auch. Ich habe in den letzten zwei Jahren jedenfalls derart viele Eindrücke aus Kochsendungen im deutschen Fernsehen gewonnen, dass dieser summierte Druck unbedingt mal wieder abgebaut werden muss. Hier also meine Bestenliste mit allen Auf- und Absteigern 2006 (in Klammern die Vorjahresplatzierung):
1 (1) Jamie Oliver
Keiner tut mehr für die Vermittlung einer neuen Lust am Kochen. Und trotz reichlich Gegenwind, kämpft er mit seiner Kampagne feed me better in England tapfer weiter für bessere Schulernährung. Auch in diesem Jahr unangefochten die Nummer Eins.
2 (10) Alfons Schuhbeck
Der Bayer rettete während Tim Mälzers Abwesenheit die Zuschauer
von Kerners Köche im ZDF vor einer Überdosis einschläfernden
Kochaktivitöten. Keiner vermittelt mehr Tricks und informiert besser über Verwendung von Kräutern und Gewürzen.
3 (2) Tim Mälzer
Seit einigen Tagen ist Mälzer aka Küchenbulle wieder zurück bei
Kerner und sorgt dort gleich wieder für Bewegung. Seine eigene
Sendung „Schmeckt nicht, gibt’s nicht“ führte er das Jahr über weitgehend souverän weiter. Einen Platz gesunken wegen seiner neuen Scheißfrisur. Quatsch. Schuhbeck hat einfach eine glänzende Saison hingelegt und ihn deshalb überholen können.
4 (3) Sarah Wiener
Hat im ausklingenden Jahr „a bisserl“ von ihrer sonst so erfrischenden Kantigkeit eingebüßt und ist mir derzeit eine Spur zu lieb. Deshalb ein Weihnachtsplätzchen runter für die Königin des Backwerks. Ab dem 8. Januar mit eigener Sendung auf arte am Start: Die kulinarischen Abenteuer der Sarah Wiener. Also reichlich Aufstiegspotential für die Charts 2007.
5 (-) Christian Rach
Der böseste aller Fernsehköche durchforstet unter dem Titel Rach der Restauranttester für RTL Lokale, die nicht gut laufen. Dirk Fischers American Essen, ehemals Porky & Beer, hat er kürzlich zum Beispiel vernichtend kritisiert. Dabei wurde Dirk zu seinen besten Zeiten im Haus Fischer in Altenessen schon mal mit einer Kochmütze im Gault Millau ausgezeichnet. So kann’s gehen. Die Sendung ist jedenfalls nur eine einfallslose Formatkopie von Die Kochprofis – Einsatz am Herd. Aber dafür kann Rach ja nichts. Er liefert trotzdem ein angenehmes Kontrastprogramm zu den Shows vieler Köche, die wir im Grunde nur schnibbeln und brutzeln sehen.
6. (-) Kolja Kleeberg
Kocht spannende Sachen und präsentiert sich zumeist klug und heiter. Der Chef des Berliner Restaurants VAU hat ganz klar Potential nach oben.
7. (7) Alexander Herrmann
Der Richard Gere unter den Köchen. Sehr beliebt bei Frauen zwischen 35 und 50. In diese Zielgruppe passe ich ja überhaupt nicht. Mich überzeugen seine bisweilen grenzgängigen Kreationen, die er auch seinem Fernsehpublikum zumutet.
8. (4) Ralf Zacherl
Gefiel mir bei Einsatz am Herd in 2005 besser, weil bissiger. Und bei Kerner bleibt er, wie gewohnt, im Hintergrund. Bergab geht’s für ihn wegen des unsäglichen Werbespots mit dem kleinen Hunger. Alles Müll hier, oder was?
9. (9) Johann Lafer
Fachlich einer der besten Köche im Deutschen Fernsehen, aber sein Auftreten überzeugt mich nach wie vor nicht. Da kann Kerner ihn noch so sehr tätscheln. Für meinen Geschmack wirkt er einfach zu verkrampft und zugeknöpft.
10. (-) Lea Linster
Ich muss immer an Aretha Franklin denken, wenn ich Lea Linster sehe. Keine Ahnung warum. Ihre Gerichte animieren besonders zum Nachkochen, weil sie überzeugend schlicht und doch lustvoll kreiert sind. Wirkt authentisch vor der Kamera.
17 Gedanken zu „Die besten Fernsehköche 2006“
Kommentare sind geschlossen.
Meiner Meinung nach gehört Thies Möller aus Dithmarschen(Schleswig-Holstein)mit zu den 10 besten Köchen.Beim Kochduell hatte er auch immer einen coolen Spruch auf den Lippen,so wie jetzt Lichter.
auch ein thies möller(kochduell)hätte es verdient genannt zu werden.
Eingeschlafen? Nein. Nur manchmal vor dem Fernseher. Im Ernst: Für die Fernsehköche habe ich im Moment nicht so viel Zeit. Ein paar Meldungen aus der TV-Welt sind allerdings in diesem Jahr schon zusammengekommen.
kompottsurfer
Ist die Seite hier eingeschlafen, oder warum ist hier die letzte Meinung von August 07.
Es ist doch viel gekocht worden in der Zeit. Und ein paar schöne Kommentare über den Überflieger Lafer, der ja alles besser weis, vermisse ich auch.
Beim Kochen kommt es ja wohl auf den Geschmack an – oder ?! und da ist Johann Lafer die unbestrittene Nummer 1 !!! Wenn ein Koch mir dauernd Tütensuppen u.ä. unterjubeln will (Tim Mälzer) dann ist er für mich gestorben. Leider ist in der heutigen Gesellschaft locker-flockig ja wichtiger als Qualität. Und es wird immer schlimmer.
für mich ist Tim Mälzer auch auf Platz 1, trotz scheißfrisur…seine gerichte sind einfach…und er schafft eine lockere atmosphäre…“Kochen ist einfach und macht spaß“…das vermittelt er zumindest, deswegen ist er für mich die nummer 1 unter den Fernsehköchen…leider ist dieses „fernsehköcheln“ zum trend geworden und die nachzügler sind einfach nur fad und Nachahmer…außerdem muss nicht jeder sender unbedingt einen fernsehkoch haben, oder?…aber das ist ja mit anderen sendungen leider auch so…
Fotos
Wie das immer sich mit den persönlichen Platzierungen auch immer verhält, so kann ich diese auch nur in Teilen nachvollziehen und würde in meiner persönlichen Lieblingsliste, Jamie gegen Alfons in der Platzierung austauschen, sowie Tim. Den RTL Super Koch CH. Drach hingegen ist absolut fehl am Platz, weil er auch den typischen Küchenchef raushängen läßt und damit sich alle Sympathiepunkte verspielt. Fachlich einwandfrei, aber bitte nicht im Fernsehen.
Wen ich vermisse ist, Hotte Lichter, der hält wenigstens im Reigen der Fernsehköche den Spaßfaktor weit hoch und Kochen soll doch Spaß machen oder nicht?
Zumindest ist das so, wie ich die Fernsehkochsendungen sehe- unterhaltsam und informativ.
Ich kann dir bei Jamie Oliver nur zustimmen, ist super der Mann.
Wegen Sarah Wiener (ist auch super), die Sendung umfasst nur fünf Folgen. Die normale 20:15 Doku bei ARTE halt (weiß man wenn man öfter ARTE schaut…).
Übrigens, ein sehr lustiges Video hab ich vor ein paar Tagen gefunden: http://teutonika.de/tomgolde/?p=99
Ich kenne und schätze die Küche von Vincent Klink. Aber als Fernsehkoch ist er mir zu sehr in den kulinarischen Welten eines Publikums unterwegs, das weder von der Lust am Kochen, noch von der Notwendigkeit frischer Produkte überzeugt werden braucht. Er bleibt für meinen Geschmack zu sehr in der bequemen Ecke, ähnlich wie Meuth & Neuner-Duttenöfer (WDR) und geht nicht dahin,wo’s weh tut, wie es in der Fußballersprache heißt 😉
Ich vermisse Vincent Klink. Vielleicht ist er mit seiner Sendung Koch-Kunst beim SWR (noch) nicht so vielen bekannt.
Die Sendung von Rach finde ich schlimm. RTL halt.
Kürzlich habe ich das erste Mal ein Rezept von Lafer nachgekocht und war begeistert. Aber im Fernsehen kommt er schon „schleimig“ rüber.
Endlich ist etwas Bewegung in diesen schönen Blog gekommen. Bisher war es eine fast kommentarfreie Zone. Fand ich schon etwas merkwürdig.
Kein Trackback zu sehen. Hat Jans Artikel Euch alle hergelockt? http://www.theofel.de/plog-archives/2006/12/die-top-fernsehkoeche-2006.html
Zum Thema: Meine Favoriten sind Rach und Herrmann. Ja, ertappt. Das mit dem Alter kommt ganz gut hin. Wobei meine Zuneigung eher seinen ausgefallenen Rezepten gilt.
Das mit Jamie sehe ich wie YaFoodie. Die Erfolgsquote beim Nachkochen ist auch bei mir überraschend gering, abgesehen von Jamie’s Italy (das waren da wohl nicht seine eigenen Rezepte). Als Entertainer ist Jamie spitze. Happy Days Live ist beispielsweise einfach nur genial.
@Sven Lehmann
Da finde Jamie Rezept gerade nicht gut. Ich habe dort eine 50% Chance das mir das Rezept von Jamie schmeckt. Ich weiß Geschmack ist sehr subjektiv aber ich finde die meisten Rezepte von Jamie nicht lecker. Als Fernsehkoch sehe ich ihn auch auf den vorderen Plätzen weil ich ihn sehr gerne sehe.
Wie oben schon geschrieben lernt man beim Schuhbeck sehr viel aber beim Lafer auch.
Ich denke, das kommt auf die Fähigkeiten der Nachkocher an ;-).
Im Ernst: Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Jamies Rezepten gemacht, allerdings sind die auch sehr auf Alltagsküche angestimmt. Viele der Sterneköche machen im Fernsehen meines Erachtens zu komplizierte Sachen. Da wird nicht berücksichtigt, dass die Zuschauer nur über einen Bruchteil der Routine verfügen und deshalb auch Gerichte, die vielleicht leicht nachkochbar erscheinen, nicht so einfach nachgekocht werden können.
Klaus Dahlbeck hat eine Liste der zehn bedeutendsten Fernsehköche erstellt und seine Bewertung begründet. Was mich interessieren würde ist die Frage: Wie gut ist das Ergebnis, wenn man die Rezepte nachkocht?
Bei Lafer hat man immer den Eindruck, er sagt etwas und wenn Du ihm nicht zustimmst, würde er dich am liebsten „zusammenschei…“ – dieses „Kochen macht Spass!“ mit dem hochgezogenen „Spasssss!“ am Ende, das keinen Widerspruch duldet macht mir Angst 😉
Stimmt, die Wiener kann mehr, bin schon auf ihre Kochshow gespannt.
Interessant (aber vielleicht nicht in diese Liste gehörend) ist vielleicht Patrick Müller von Silent Cooking auf 3sat. Der redet nämlich gar nix und kocht einfach nur unter Musikbegleitung (über die man geteilter Meinung sein kann)
Ich würd Tim Mälzer auf 1 setzen. Mein Favorite.