Wolfgang Richter beschreibt in seinem Beitrag für den stern ein Seminar von Prof. Thomas Vilgis, der am Mainzer Max-Planck-Institut für Polymerforschung lehrt. Auf Vilgis‘ Buch Die Molekül-Küche hat der Kompottsurfer in der Vergangenheit schon hingewiesen, ebenso auf seine Vorträge. Nun ist also nachzulesen, wie es bei Vilgis‘ erstem Seminar zum Thema „Molekularküche“ zuging, dass er im Keller der Villa der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Bonn abhielt. Er spricht darüber, das Nahrungsmittel genauso wie Gummi und Plastik zur weichen Materie gehören, erklärt, was Thermodynamik in einem Aperitif bewirkt und warum der Einsatz von Alginat und Calciumlaktat dazu führt, dass Köche Kaviarperlen verschiedenster Geschmacksrichtungen herstellen können. Als Wissenschaftler wird er das sicher hochplausibel erläutert haben. Aber dass Vilgis‘ sich ausgerechnet das Thema Gelkapseln rausfischt, verstehe ich nicht. Das ist schon so ein alter Hut, dass daraus keine Überraschung mehr gezaubert werden kann. Irgendwie hatte ich mehr erwartet. Aber wie schrieb es Pedro Juan Gutiérrez in seinem Roman Schmutzige Havanna Trilogie: „Zu lernen, keine Erwartungen zu haben ist eine Kunst.“ Obwohl ich mit dem Lernen schon vor vier Jahren anfing, also direkt nach dem ich das Buch gelesen hatte, mogeln sich manche Erwartungen doch gelegentlich durch.