Es hat mich ziemlich erstaunt, dass irische Landwirtschaftsprodukte für deutsche Spitzenköche so interessant sind, dass sie dafür an einem Sonntagmittag in ein Restaurant einkehren, statt das Traumwetter für einen Familienausflug zu nutzen. Okay, die Irish Beef Kitchen Party gestern im Essener Bliss von Patrick Jabs war auch eine gute Gelegenheit, in lockerer Atmosphäre Kollegen zu treffen, was ja nicht alle Tage möglich ist, aber so ganz ohne Belang können die Produkte dann auch nicht gewesen sein, jedenfalls nahmen die meisten Köche die vom Irish Food Board – Bord Bia (eine der deutschen CMA ähnliche Vereinigung) bereitgestellte Produktpalette genau unter die Lupe.
Anwesend waren unter anderem Henri Bach (Résidence) mit Familie und ein paar Mitarbeitern, Heinz Furtmann (Kölner Hof), Heiko Nieder (L’Orquivit), Sascha Stemberg (Haus Stemberg), Mitarbeiter aus Thomas Bühner Küchenteam (La Vie) und einige andere, die ich nicht gleich einordnen konnte. Einige von ihnen gesellten sich zu Patrick Jabs an den Herd und brieten mit. Überhaupt ging’s sehr, sehr locker zu. Fast wie bei einer privaten Party unter Freunden.
Ich bin sicher, dass ich in meinem ganzen Leben noch nicht so viel Rindfleisch in so kurzer Zeit verputzt habe. Was nicht zuletzt daran lag, dass Qualität und Zubereitung überzeugend waren. Bord Bia hat 1994 ein Beef Qualitity Assurance Scheme eingeführt. Dieses integrierte System regelt Aufzuchtbedingungen, Tiergesundheit sowie artgerechte Haltung und Transport, Wasser und Futter, Weidenmanagement und Umweltschutz. Ob die Vorgaben auch im Detail noch vorbildlich sind, vermag ich wirklich nicht einzuschätzen, aber um derart zartes, saftiges und geschmackvolles Fleisch erezugen zu können, braucht es schon recht gute Grundbedingungen für die Tiere. Außer vielen Köchen und Gastronomen waren unter anderem der renommierte Food-Fotograf Thomas Ruhl und Bosfood-Chef Ralf Bos vor Ort.
Zu den wichtigsten Themen gehörten Produktqualität und die Suche nach besonderen Erzeugnissen. Henri Bach sagte mir: „Ich brauche Lieferanten, die in Bewegung sind und die mir oft neue Produkte vorstellen können. Kürzlich entdeckte ich die vorzügliche Qualität von Ibericus-Schweinen, aber es war nicht einfach, den Händler davon zu überzeugen, mehr davon einzukaufen, weil das Fleisch nicht gerade billig ist. Jetzt hat er aber zum Glück gemerkt, dass es dafür Bedarf gibt und er das Fleisch gut verkauft bekommt.“ Weiteres Thema waren alte Gemüsesorten, auf die in einigen Küchen wieder verstärkt gesetzt wird.