Unter diesem Titel las ich gerade in der evangelischen Monatszeitschrift zeitzeichen 5/2007 (kostenloser Download) ein sehr erhellendes Interview mit der Soziologin Eva Barlösius. Die 47-jährige Professorin von der Universität Essen-Duisburg (jetzt Uni Hannover) beschreibt darin gesellschaftliche Aspekte der Esskultur, die in der zunehmend genuss- und ökologieorientierten Debatte über das Essen – zu der ich durch mein weblog in gewisser Weise ja auch beitrage – kaum noch beachtet werden. Nachdenklich gemacht hat mich vor allem Barlösius‘ Hinweis auf einen Trend, den sie als Intoleranz mit gutem Gewissen beschreibt. Damit bezieht sie sich auf die bedenkliche Herausbildung eines moralisch überlegenen Essbewusstseins in der bundesdeutschen Gesellschaft, wo „soziale Differenzierungen, die sich über ökonomische Bevorzugungen und Benachteiligungen durchsetzen, zunehmend kulturell begründet und legitimiert werden“. Auch ihre Aussagen zum Thema „Gemeinsame Mahlzeiten“ haben mich überrascht. Im Gegensatz zu der von vielen Spitzenköchen und Autoren immer wieder vorgetragenen Klage, es würden in den Familien heute deutlich weniger gemeinsame Mahlzeiten als früher eingenommen, vertritt sie die Ansicht, dass die dazu herangezogenen Zahlen aus den 50er und 60er Jahren lediglich einer „tradierten Legende aus der Adenauerzeit“ entspringen würden. Die Lebenswirklichkeit hätte damals anders ausgesehen, sagt sie. Wirklich ein unbedingt lesenswerter Beitrag.