Ich staunte nicht schlecht als unsere Urlaubsnachbarin plötzlich mit einem Teller voller blau-weiß bestreuselter Zwiebackscheiben vor unserem Freisitz auftauchte. Woher wusste die Frau (eine Holländerin), dass ich VfL-Fan bin und mir aus Frust über die lange Fußballsommerpause den Bauch ständig mit ungesunden Sachen vollschlage? Hatte sie mich in den letzten Tagen etwa so genau beobachtet?
Egal, dick gebutterter Zwieback mit blau-weißen Anisstreuseln, das ist sogar für einen Kamikaze-Esser wie mich eine extreme gustatorische Herausforderung. Ich hätte mich zwar drücken und ablehnen können, aber die Umstände ließen das nicht zu, denn unsere Nachbarin erklärte, dass sie gerade Oma geworden ist und da sei es in Holland Tradition, bestreuselte Zwiebackscheiben zu essen. Blau-weiße bei Jungen, rosa-weiße bei Mädchen. Gottlob ist es ein Junge geworden, dachte ich. Wenn schon Anisstreusel, dann wenigstens in meiner Lieblingsvereinsfarbe. „Was ist denn bei Ihnen in Deutschland zur Geburt Tradition?“, fragte die Nachbarin und erwischte mich damit sowas von auf dem falschen Fuß, dass ich dachte, ich würde den Rest meines Lebens einbeinig herumhumpeln müssen. „Trinken“, sagte ich in meiner Ratlosigkeit, „die Deutschen trinken Schnaps.“ Saufen ist immer noch besser als anisierten Streuselzwieback zu essen, dachte ich.
Ach ja, wie diese Dinger schmeckten, wollt ihr sicher auch noch wissen. Okay, also den Zwieback ohne Feinheiten wie Butter und Anijs Hagelslag (wie diese Streusel in Holland heißen), könnte ich mir ganz gut als Alternativmahlzeit bei Magenproblemen vorstellen.
Mehr zur Farbe Rosa in der nächsten unglaublichen Meldung Essen in Holland.