Die Mathematisierung der Gänsestopfleber

Oh Mann, was habe ich nicht schon für Debatten geführt über den Genuss von Gänsestopfleber. Besonders hart war es, als ich 1994 von einer Reise nach Reims zurückkehrte und meinen Freunden offenbarte, wie großartig mir im Restaurant Les Crayeres, Gerard Boyers La Palette des 5 Foies Gras geschmeckt hatte. Es war wie ein Coming Out. Den Satz Papa, ich bin schwul hätte ich kaum schwerer über die Lippen bringen können als dieses Genusseingeständnis. Diese Stopflebersache kann nämlich Freundschaftskanäle verstopfen, davon bin ich überzeugt.
Einer, dem ich schon in sehr jungen Jahren meine – zugegeben selten ausgelebte – Leidenschaft für dieses köstliche, aber höchst umstrittene Zeug gefahrlos beichten konnte, war Gero von Randow. Und der hat unter dem Titel Von der Gans in den Mund in der ZEIT kürzlich eine großartige und sehr zutreffende Fallanalyse über den Genuss von Gänsestopfleber geschrieben. Er mathematisiert die Frage geradezu und zerlegt sie in so nüchterne Einzelteile, die jede emotionale Regung im Rechenschieber zerquetschen. Den Beitrag können sogar Vegetarier lesen ohne zu hyperventilieren.

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