Sollte das, was in den letzten Tagen ausgerechnet im norwegischen Städtchen Aas besprochen wurde, Wirklichkeit werden, wäre das eine der vermutlich bedeutendsten Nahrungsmittelrevolutionen in der Geschichte der Menschheit. Denn in Aas trafen sich Lebensmittelforscher aus allen Teilen der Welt zum ersten In-Vitro-Symposium, um über die Herstellung von künstlichem Fleisch zu diskutieren.
Fleischproduktion ohne Massentierhaltung also, ohne pupsende Rinder, die den Treibhauseffekt verstärken, ohne die Unmengen Wasserverbrauch (worauf der kompottsurfer erst kürzlich mit Bezug auf eine Meldung im stern hinwies). Fleisch, gezüchtet aus einer einzigen Zelle, das nach Ansicht der Forscher den kompletten Weltbedarf decken könnte. Wenn ich es richtig verstanden habe, sollen die Ursprungszellen durch Stromstöße zum Wachsen gebracht werden. Die Aspekte des Für und Wieder von Elektrofleisch werden ganz sicher eine Debatte auslösen. Ich bin, ehrlich gesagt, mit meinem Meinungsbildungsprozess noch nicht weit vorangeschritten.
Aus sozialen Gesichtspunkten sollte Elektrofleisch positiv zu bewerten sein, es könnte helfen, die weltweiten Ernährungsprobleme in den Griff zu bekommen. Welche Gefahren die Technologie für den Konsumenten des Fleisches birgt ist allerdings ebenso schwer abzuschätzen, wie die geschmacklichen Aspekte oder Fragen in Bezug auf Textur, Reife und Verderb. Andersherum: Das Zuchtfleisch ist vermutlich viel mehr Naturprodukt als es industriell hergestellter Erdbeerjoghurt je sein wird. Ich bin jedenfalls gespannt, welchen Verlauf die Debatte nimmt, denn nach Ansicht der Forscher soll es schon in fünf bis zehn Jahren möglich sein, künstliches Fleisch herzustellen.