Nach einem Report der gemeinnützigen und unabhängigen Organisation foodwatch, die sich der Entlarvung von Lügen der Lebensmittelindustrie verschrieben hat und sich als Kämpfer für das Recht der Verbraucher auf sicheres und gutes Essen versteht, ist die ökologische Landwirtschaft – im Gegensatz zur konventionellen – nicht in allen Bereichen klimaverträglicher.
Ziel der vom gemeinnützigen Berliner Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) für foodwatch vorgenommenen Studie war es, „die Klimawirkungen der landwirtschaftlichen Produktion in Deutschland im Bezug auf die wichtigsten Agrarprodukte abzuschätzen.“ Dabei wurde „insbesondere untersucht, inwiefern sich die konventionelle und die ökologische Landwirtschaft in ihren Klimawirkungen unterscheiden und worin die Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren liegen.“
In einigen Medien, darunter im WDR-Hörfunk, wurde das Ergebnis der Untersuchung auf den Nenner gebracht, dass tierische Erzeugnisse aus Bioproduktion nicht immer klimaverträglicher hergestellt würden als konventionelle. Bei genauem Hinsehen stimmt das aber nur sehr vereinzelt. Mit der Konsequenz, dass der mediale Tenor Skepsis gegenüber Biosprodukten eher schürt als abbaut, was sicher nicht im Interesse von foodwatch liegen dürfte. Schon die von foodwatch – ergänzend zur Studie – illustrierte kleine Broschüre (auf der Website zum download bereitsstehend), die deren Ergebnisse auf den Punkt bringen soll, ist IMHO extrem oberflächlich und, wenn ich es richtig gesehen habe, interpretiert sie die Ergebnisse der Studie teilweise auch falsch, zum Beispiel was die Emissionen aus Rinderhaltung für Mast- und Milcherzeugungszwecke angeht. Insofern hat man sich bei foodwatch mit dem bunten Folder keinen Gefallen getan.
Der Report dagegen ist absolut lesenswert, und ich habe ihn mir mal in Teilen etwas genauer angeschaut, den politischen Klimbim allerdings weg gelassen und mich in die nackten Zahlen vertieft. Zunächst musste ich feststellen, dass der Report eine sehr detaillierte, durchaus beeindruckende Metaanalyse ist. Beeindruckt, irritiert und überrascht haben mich folgende Punkte:
– 13,3 % aller in Deutschland verursachten Treibhausgase stammen aus der Landwirtschaft
– 71% der Belastung aus der Landwirtschaft entfallen auf tierische Produkte inklusive Futtermittel
– 28 % der landwirtschaftlich verursachten Treibhausgase stehen in Zusammenhang mit der Nutzung von Moorböden
– 15 % der landwirtschaftlich verursachten Treibhausgase betreffen Vorleistungen aus anderen Wirtschaftsbereichen
– eine erhöhte Milchleistung pro Milchkuh senkt die Methanbelastung (pro erzeugtem Liter Milch gerechnet), hier scheinen die Ökobetriebe im Nachteil zu sein, allerdings werden die höheren Milchleistungen der extensiven, aber nicht nach Bio-Richtlinien geführten Betriebe durch den Einsatz energiereicher Zukaufsfuttermittel erzielt, die wiederum zu indirekten Treibhausgasemissionen, verursacht durch die N2O-Emissionen aus dem Anbau von Zukaufsfuttermitteln, führen.
Fazit: Die Studie liefert Argumente gegen den Fleischkonsum aus Gründen der Klimabelastung. Die festgestellten Unterschiede zwischen ökologischer und konventioneller Landwirtschaft sind meines Erachtens nicht von so großer Relevanz. Lest einfach mal selber rein … .