Da habe ich aber Augen gemacht, am Samstag auf dem Bochumer Wochenmarkt am Bahnhof. Ein Gemüsehändler präsentierte zwei Sorten Tomaten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, zumindest preislich: Aromatomaten (4,50 € / kg) und Suppentomaten (1,50 € / kg).
Mir schossen dazu gleich mehrere Gedanken durch den Kopf: Ein und derselbe Händler bietet Tomaten mit und ohne Aroma an und findet das offenbar ganz normal. In Suppen werden also üblicherweise Tomaten ohne Aroma verarbeitet. Suppen sind folglich minderwertige Speisen.
Ich will die Suppentomaten, die etwas versteckt in einer Kiste liegen und aussehen, wie lose, vom Strauch abgefallene Tomaten. Also wie ganz normale Tomaten. Der Händler sieht mich an, als sei ich der Mann vom Gewerbeaufsichtsamt, der ihm gerade eröffnet, dass sein Stand wegen Kakerlakenalarm zwangsgeschlossen werden müsse. Dabei will ich nur Suppentomaten.
„Das sind aber nur Suppentomaten, nehmen sie doch lieber Aromatomaten, sagt er. Ich möchte aber Suppentomaten“, sage ich. „Für die Suppe?“ fragt er. „Nein, für einen Salat“, antworte ich. Das hätte ich besser nicht gesagt, denn im nächsten Augenblick scheint es, als erleide der Händler eine Herzenattacke, so blass und entsetzt wie er mich anschaut. Dann packt er mir wortlos und fast apathisch die gewünschten 500 Gramm Suppentomaten in eine Papiertüte und nimmt, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, die 75 Cent entgegen.
Wie die Suppentomate schmeckte? Sie schmeckte, wie eine solide aromatische Tomate im Spätsommer schmecken muss. Für 4,50 € das Kilo hätte sich die Aromatomate schon selbst entstrunken und schneiden müssen. Bin schon auf das nächste Wochenende gespannt, denn ich habe das Gefühl, die Suppentomate wird nicht mehr im Programm sein.