Die Frage ist kaum aufzulösen, ob es Zufall oder Absicht war, dass kurz nach der Bekanntgabe unserer Ergebnisse vom rewirpower-Weintest 2008, der Hamburger Sommelier Hendrik Thoma in einem Interview mit Welt Online verkündet, dass es seiner Meinung nach keine wirklich guten Weine unter 5 Euro gäbe? Zitat: Doch einen wirklich guten Wein zu diesem Preis zu bekommen ist Utopie. Er sagte allerdings nicht, dass Weine unter 5 Euro grundsätzlich schlecht sind.
Nun ja, es bleibt natürlich die Frage, was Hendrik Thoma unter einem wirklich guten Wein versteht. Wäre das klar geworden, hätte seine Bemerkung vermutlich nicht eine der heftigsten Debatten losgetreten, die in den letzten zwei Jahren in der Weinszene geführt wurden. Die geschätzten Kollegen Mario Scheuermann (drinktank) und Niko Rechenberg (Nikos Weinwelten) vertreten zum Beispiel recht unterschiedliche Auffassungen.
Ich denke, zunächst sollte einmal die Diskussionsgrundlage kalibriert werden, so wie bei einer seriösen Blindverkostung zunächst mal ein Kalibrierungswert für einen beliebigen Wein aus der Reihe der angestellten Weine ermittelt wird. Im Gegensatz zu den Experten trinke ich nur selten Wein über 10 Euro Einkaufspreis, über 20 Euro noch seltener. Die Regel liegt bei Preisen zwischen 5 und 10 Euro. Also bin ich ohnehin zumeist in anderen Sphären unterwegs als Hendrik Thoma.
Sei 1994 veranstalte ich nun schon regelmäßig einen Alltagsweintest, bei dem Weinhändler aus der Region ihre besten Tropfen im Preissegment bis 6 Euro zur Verkostung anstellen. Zum Verkostungsteam zählen schon seit Jahren viele anerkannte Experten und Sommeliers wie Markus Del Monego, Susanne Spies, Alfred Voigt, Christine Dördelmann und Uwe Bende. In den letzten 15 Jahren haben wir allein im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe insgesamt etwa 700 Rotweine und ebenso viele Weißweine im Preissegment unter 10 DM bzw. unter 6 Euro verkostet. Über eine gewisse Erfahrung in diesem Preisbereich können wir also wahrlich nicht klagen.
In diesem Jahr reichte die Punkteskala der eingereichten Rotweine von 11 bis 14,5, wobei der Durchschitt bei etwa 12,5 Punkten lag. Es gab allerdings auch schon Jahre, wo wir einzelne Weine mit 15 Punkten dabei hatten. Verschweigen möchte ich allerdings auch nicht, dass es eine Reihe Weine mit reduktiven und oxidativen Fehlern gab. Das zeigt aber nur, dass der Einkauf von Weinen unter 6 Euro nicht ganz unproblematisch ist und eben deshalb hat unser Test über die Jahre entsprechend großes Publikums- und Medieninteresse erzeugen können. Die große Mehrheit der Weinkonsumenten investiert selten mehr als 5 Euro für eine Flasche, und natürlich haben auch die Anrecht auf einen gut gemachten Wein, ich vermute mal, dass wird auch Hendrik Thoma nicht anders sehen.
Wer allerdings auf dem Standpunkt steht, dass 15 Punkte keinen wirklich guten Wein kennzeichnen (und das ist eine durchaus nachvollziehbare Position, obwohl ich sie nicht teile), muss zu dem Ergebnis kommen, dass unterhalb von 5 Euro im Grunde nichts Gutes zu finden ist. Tatsächlich – und das mag kleinkariert klingen, entspricht aber unseren Ergebnissen – liegen die besten unseres Weintests fast ausschließlich im Preisbereich zwischen 5 und 6 Euro.
Wer testen will, wie gut Weine unter 6 Euro sein können, hat jetzt noch die Möglichkeit, ein Probierpaket mit unseren Siegern aus dem rewipower-Weintest zu ordern.