Eichhörnchenchips: Heston Blumenthal juriert Aromenwettbewerb von Walkers

Eastern Grey Squirrel in St James's Park, London - Nov 2006 editSpinnen die Briten wirklich? Oder kultivieren sie nur ihren angeblich schlechten Geschmack? Oder tun sie gar beides, wenn eines ihrer Traditionsunternehmen aus der Nahrungsmittelindustrie einen viel beachteten Wettbewerb ausschreibt, bei dem die Konsumenten neue Aromen für crisps kreieren sollen. Do us a flavour nennt das die Firma Walkers, deren Produkte es auch in Deutschland gibt. Walkers pflegt ein Qualitätsimage und hat deshalb keinen geringeren als Heston Blumenthal als Juror für seinen Wettbewerb an Land gezogen. Bei der Besetzung wundert es mich nicht, dass in der Vorausscheidung ziemlich schräge Sachen das Rennen machten.
Die besten sechs Chipsaromakreateure kassierten bereits jeweils 10.000 britische Pfund für ihre Ideen, die wahrhaft Waghalsiges  hervorbrachten wie squirrel-flavoured crisps. Dagegen klingt Chili und Schokolade wie ein echter Langweiler. Die Eichhörnchen sind aber wohl eine Mogelpackung und sollen eher nach Huhn schmecken als nach Eichhörnchen. Ich kann das allerdings nicht persönlich beurteilen, weil ich nicht weiß, wie sie schmecken. Mir hüpfen die Eichhörnchen immer aus der Pfanne, wenn ich sie gerade anbraten will. Vielleicht kommen wir ja mal in den Genuss dieser Dinger, denn die Kreation des Siegers wird in den Handel gebracht. Der kassiert dafür nicht nur 50.000 Britische Pfund Preisgeld sondern auch 1 % des Gewinns pro Packung. Und hier geht’s zum Voting, denn die alles entscheidende Abstimmung wird vom Volk der couch potatoes höchstselbst getroffen.
Was wir auf dem Schokoladensektor schon seit Jahren beobachten, passiert jetzt offenbar auch verstärkt auf dem Markt des Salzgebäcks. Und Ferran Adriàs Kochthese Nummer 13, die Grenzen zwischen der Welt des Süßen und des Salzigen aushebeln zu wollen, inspiriert jetzt sogar die Nahrungsmittelindustrie. Da Industrieschokolade längst salzige, saure und scharfe Elemente enthält, wird Salzgebäck vermutlich bald mit einigen Spielarten des Süßen kontrastiert werden. Mal sehen und schmecken, was da kommt. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass es auch bei Food in die Richtung Nike ID geht, wo der Kunde seine Turnschuhe (gegen einen respektablen Aufpreis), selbst gestalten kann. Individualisierte Industrienahrung – meine Güte, das wäre ein wirklich amüsanter Widerspruch.

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