Tim Mälzers irritierende Aussagen im Spiegel-Interview

Mitte Februar hatte der kompottsurfer über Tim Mälzers neues Engagement in der ARD berichtet, wo der Küchenbulle, wie er sich selbst gerne nennt, ab April den kulinarisch verwaisten Sendeplatz von Alfred Biolek einnehmen wird. In der Holzausgabe des Spiegel von gestern ist nun ein Interview mit Mälzer zu lesen. Dass Tim jetzt, wo er alleinverantwortlich öffentlich rechtlich kochen wird, über die superbilligen Kochshows herzieht und damit im Kaffeesatz eine Kritik an den Privatsendern lesbar macht, gehört ja zum üblichen Stoff konvertierter TV-Stars. Bei Harald Schmidt war es nicht anders. Möge Tim Mälzer ein ähnlich erschreckender Abstieg erspart bleiben. Warum ich das hoffe? Nun, ich bin bekennender Mälzerianer und Oliverianer obendrein. Köche wie diese beiden sind für mich die letzten Hoffnungsschimmer, Teens und Twens zeitgemäß und kurzweilig beizubiegen, dass man Essen auch selbst zubereiten kann. Und zwar aus frischen Zutaten.
Aber zurück zum Interview. Zur Entgleisung. Mälzer kritisiert Christian Rachs Sendung Rach, der Restauranttester. Mich stört überhaupt nicht, dass er die Sendung kritisiert, sondern wie: Ich mag solche Formate nicht, weil man in jedem Restaurant der Welt Schwachstellen finden kann. Gerade erst musste das „Fat Duck“ in London dichtmachen, eines der besten Restaurants überhaupt. Wegen Übelkeit einiger Gäste.
Nach so einer realitätsfernen Aussage mache ich mir ernsthaft Sorgen, ob Mälzer mit seinem neuen Hamburger Restaurant Bullerei nicht vielleicht komplett abschmiert. Wenn er nicht mal den Unterschied realisiert, oder realisieren will, den es zwischen den geschilderten temporären Schwierigkeiten eines Spitzenrestaurants von Weltruf wie dem Fat Duck und den systemischen Problemen desaströs geführter Gastronomiebetriebe gibt, wie sie Rach in seiner Sendung vorführt und von denen es auch aus meiner Erfahrung leider viel zu viele gibt.

3 Gedanken zu „Tim Mälzers irritierende Aussagen im Spiegel-Interview“

  1. Das ist natürlich eine höchst unerfreuliche Entwicklung. Der gemeine Restaurantbesucher darf gespannt sein, wie es in Mälzers neuem Laden laufen wird. Aber der Name Bullerei signalisiert mir irgendwie, dass die Gäste Fünfe gerade sein lassen sollen, wenn es mal nicht rund laufen sollte. Ist nur so ein Gefühl.
    kompottsurfer

  2. Ich vergaß noch zu erwähnen.
    Nicht das ich mich in der Gastronomie absolut nicht auskenne, eine gweisse Grundkenntnis ist mir allein schon aus beruflichen Gründen zu eigen.
    Interessant war es zu derZeit, als der Küchenbulle damals auf Sendung ging.
    Zu dieser Zeit stand er noch selbst in der Küche. Wir waren ca. drei Wochen nach Sendestart bei ihm zu Gast, er stand noch selbst hinterm Ofen und kam noch an den Tisch und fragte im Stil der Chefs. Selbst den Hauptgang brachte er mit raus und machte seine Späßchen dabei.
    Locker, toll und überraschend anders.
    2 Jahre später waren Tischreservierungen nur noch vor Beginn des Musicals möglich, also ab 17.30 und die zweite Garnitur durfte dann um 20.30 ran. Der gefühlte Eindruck bestätigte sich dann mit dem Aufgetragenen.
    Wie eine Abspeisung von Bustouris im allerletzten Landgasthof bei einer Verkaufsveranstaltung, nur mit besseren Produkten.

  3. Anfangs fanden wir die ersten Sendungen recht witzig und gut. Man sah etwas anderes, spontaner, frech, neu, einfach lecker, als das übliche Einerlei unter den Fersehköchen: das habe ich hier schon mal vorbereitet. Mit dem Erfolg kam auch ein unangenehmer Höhenflug.Als er auch noch vor laufender Kamera andere Köche so dermaßen in die Seite grätschte, das er eher unsympathisch wurde. Der Bad Boy unter den Fernsehköchen. Nicht witzig, sondern arrogantfrech.

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