Gestern im Tatort Klassentreffen ließ Hauptkommissar Max Ballauf, gespielt vom Exilruhrie Klaus-Jürgen Behrendt, doch tatsächlich verlauten, ihm schmecke die Currywurst in Köln besser. Na ja, mir schmeckte der ganze Tatort nicht. Die Geschichte rund um zwei Morde im Umfeld einer mit dem Kulturhauptstadtjahr befassten Projektgesellschaft war geradezu haarsträubend konstruiert und schien nur dem Zweck dienen zu sollen, Werbung für das Ruhrgebiet zu machen. Mir, als echter und nicht ausgewanderter Ruhrie war dieser Tatort jedenfalls hochgradig peinlich. Falls es in Köln noch keiner kapiert hat: Das Ruhrgebiet hat Schützenhilfe aus der Domstadt wahrlich nicht nötig. Oder würdet ihr Kölner euch von Düsseldorfern protegieren lassen wollen? Eben.
Überhaupt bin ich einigermaßen erstaunt darüber, wie viele ausgewanderte Ruhries im Kulturhauptstadtjahr plötzlich wieder ihre Wurzeln zur Schau stellen. Wo seid ihr denn die ganzen Jahre gewesen? Getürmt seid ihr! Weil ihr es anderswo schicker gefunden habt. Und jetzt, wo wir über Jahre den Wandel durchkämpft haben, mal eben vorbeischneien und uns einen vom außergewöhnlichen Charakter der Ruhries erzählen wollen. Oder vorsingen. Nee, geht mir doch wech. Aber so lange Frank Goosen hier bleibt, mache ich mir über die kulturelle Verarbeitung des wahren, gradlinigen, offenen und ehrlichen Charakter der Menschen hier keine ernsthaften Sorgen.
Und natürlich schmeckt die Currywurst im Ruhrpott besser als in Köln. Wo kämen wir denn hin, wenn es anders wäre?