Essen als Mutprobe und Schärfe als Geschmackswert

Eine Meldung aus der Augsburger Allgemeinen erinnerte mich heute mal wieder an ein paar Erlebnisse aus meiner Jugend. In Augsburg hatten sich nämlich ein paar Schüler mit einer Chilisauce, die sie wohl über das Internet bestellt hatten, einen besonders scharfen Wettstreit geliefert. Die hochkonzentrierte Sauce wurde von zehn Jugendlichen probiert, die im Anschluss allesamt notärztlich versorgt werden mussten. Acht von ihnen wurden anschließend in eine Kinderklinik eingeliefert. Dass Chilis selbst die furchtlosesten Esser bezwingen können, hatte der kompottsurfer bereits im Dezember in einem Videobeitrag vor Augen geführt.
Zu meinen kulinarischen Mutproben aus Jugendzeiten zählten unter anderem das Essen von lebenden Würmern sowie zwei Portionen eingelegte Ingwerkugeln in einem China-Restaurant, irgendwo an der Nordsee (danach war mir speiübel). Extreme Überwindung kotzete, pardon, kostete mich auch das Schlürfen meiner ersten frischen Austern in einem Strandlokal an der französischen Atlantikküste, da war ich 19. Mit Genuss habe ich Austern erst sechs Jahre später essen können, kombiniert mit Champagner von Gonet, wenn ich nicht irre.
Was ich, im Gegensatz zu jugendlichen Mutproben, aber nie verstanden habe, ist, dass erwachsene Mitteleuropäer die geschmackliche Wertigkeit eines Essens am Schärfegrad festmachen. Je schärfer, umso besser. Bin ich Drache oder was? Das Einzige, was wirklich scharf sein muss, (nee, nee, was Anzügliches kommt jetzt nicht, zu früh gefreut) sind Messer.

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