Lachs lieber links liegen lassen

Investigative Sendungen im Fernsehen flimmern in der Regel zu nachtschlafender Zeit über die Mattscheibe. Will ja angeblich keiner sehen, so was kopfzerbrechendes. Und so lief auch der Dokumentationsfilm Lachsfieber gestern Abend erst um 23.30 Uhr im Ersten. Dabei vertilgen die Verbraucher in Deutschland pro Jahr und Kopf immerhin rund 1,6 Kilogramm Lachs. Wenn das mal kein Grund ist, genauer hinzuschauen. Hab‘ ich gemacht, obwohl mein Jahresverbrauch an Lachs maximal bei 160 Gramm liegen dürfte. Denn Wildlachs ist nahezu unbezahlbar geworden, und um Zuchtlachs mache ich ohnehin einen großen Bogen. Darüber war in den letzten Jahren wahrlich genug Schauderhaftes zu lesen, zum Beispiel hier, hier und hier.
Der Bogen wird, nachdem ich gestern den eindrucksvollen Beitrag von Wilfried Huismann und Arno Schumann gesehen habe, ganz bestimmt noch größer werden. Die beiden WDR-Autoren ziehen ihre Geschichte am Beispiel des Unternehmens Marine Harvest, dem größten Zuchtlachsfabrikanten der Welt auf, das dem norwegischen Milliardär John Fredriksen gehört. Ihre Bilder zeigen die drastischen Auswirkungen der Lachszucht auf dem Meeresboden der Fjorde, ökologische Friedhöfe, zugemüllt mit oft kaum verrottbaren Abfällen und den Abzug der Industrie gen Patagonien (Chile). Taucher erzählen von ihren gefährlichen Einsätzen bei Reparaturarbeiten an den Käfigen. Sogar der World Wildlife Fond (WWF) gerät in das Visier der Autoren, weil Marine Harvest für angeblich 100.000 Euro jährliche Spende mit dem Pandabärchen der Wildtierschutzorganisation werben darf.
Was mir nach solchen Berichten immer wieder schlagartig und erschreckend bewusst wird, ist, dass es an jeder Ecke unserer Lebensmittelversorgung solche dramatischen Fehlentwicklungen gibt.

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