Viele passionierte Marathonläufer gehören auch zur Spezies der Schokoladenjunkies. Da mache ich keine Ausnahme. Und so stehe ich heute an der Kasse meines vorörtlichen Supermarkts, will meinen Einkauf bezahlen und einpacken, als mir die Verkäuferin ins Gesicht lächelt und sagt: „Die ist aber erst ab 18.“ Ich schaue kurz auf meinen Einkauf. Schnaps hatte ich keinen gekauft, unanständige Heftchen auch nicht – was um alles in der Welt sollte also von meinem Einkauf erst ab 18 Jahren kaufbar sein? Und überhaupt. Ich sehe mindestens aus wie 20. Okay, sagen wir 29.
„Die Schokolade ist erst ab 18“, sagt sie. „Wollen Sie meinen Ausweis sehen?“, frage ich zurück. Will sie nicht. In meinem Kopf beginnt es zu arbeiten. Verstehen Sie Spaß? Keine Kamera weit und breit. Erster April? Längst vorbei. Anmache der Verkäuferin? Nicht vor all‘ den Leuten. Gibt’s Schokolade jetzt wirklich erst ab 18, und ich habe irgendwas nicht mitgekriegt oder vergessen? Zum Beispiel eine neue Selbstverpflichtung der Süßwarenindustrie? Hm. Nach meinem Desaster mit Das perfekte Promidinner, kann ich derartige Ausfälle meines Hirns jedenfalls nicht mehr ausschließen. Aha, dämmert es mir, vielleicht habe ich aus Versehen zu einer Schokolade mit Alkohol gegriffen. Aber nein, alles ganz normal bitterschokoladig. Es entwickelt sich nun folgender Dialog zwischen mir und der Kassiererin:
„Warum ist denn die Schokolade erst ab 18?“.
„Steht hier.“
„Wo? Auf der Packung?“ Verdammt vielleicht doch Verstehen Sie Spaß?. Und das ausgerechnet mir. Kommt raus, ihr Schweine.
„Nein, in meinem System.“
„In ihrem persönlichen Wertesystem?“
„Nein, Kassensystem. Schauen Sie.“ Und sie dreht das Kassendisplay zu mir hin. Tatsächlich, da steht’s Schwarz auf Grau.
„Aber warum?“
„Wahrscheinlich, weil es vom gleichen Hersteller auch Schokolade mit Alkohol gibt.“
Am Samstag werde ich vielleicht mal meinen minderjährigen Sohn vorschicken, Bitterschokolade kaufen. Mal sehen, was der für Augen macht, wenn man ihm sagt, die Schokolade gibt’s erst ab 18.