
Verbraucherschützer gegen Lebensmittelindustrie – was wie die Ansetzung einer Fußballpartie klingt, wurde von einigen Medien und Organisationen wie foodwatch immer wieder als Kern der Auseinandersetzung um eine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel dargestellt. Und auch der kompottsurfer – das muss ich an dieser Stelle selbstkritisch feststellen – hat in den letzten Jahren reichlich zu diesem Lagerkampf beigetragen.
Inzwischen ist mir aber klargeworden, dass eine solche Art der Auseinandersetzung die Sache nicht voranbringt. Es sind ja keinesfalls nur die Lobbyisten der Industrie, die eine Ampel ablehnen. Auch unabhängige Wissenschaftler kritisieren das Modell als unzureichend bis fragwürdig. Ein auf Kampf gegen das vermeintlich Böse, die große Lebensmittelindustrie, ausgerichtetes Vorgehen verstellt jedenfalls den Blick aufs Wesentliche. Und das Wesentliche ist aus meiner Sicht, eine Kennzeichnung zu etablieren, die nicht nur plakativ ist, sondern den Erfordernissen an eine gesunde Ernährung gerechter wird.
Hier noch mal wesentliche Punkte im Überblick, die gegen die Ampel sprechen:
1. Festlegen von Grenzwerten über alle Produktgruppen hinweg. Nüsse haben Fette, aber viele davon sind gesund. Sind also Diätjoghurts wirklich empfehlenswerter als Nüsse? Kann ich Brot mit Käse vergleichen?
2. Kunstprodukte wie Cola Light bekommen durchweg Grün.
3. Die Ampel suggeriert eine grundsätzliche Bewertung des Lebensmittel an sich.
4. Das tatsächlich Kaufverhalten des Verbrauchers in Bezug auf eine Kennzeichnung ist überhaupt noch nicht umfänglich erforscht. Bekannt ist lediglich, dass die Ampel verstanden wird. Ob sie wirklich wirkt, hätte zunächst breit angelegt untersucht werden müssen. Letzteres gilt selbstverständlich auch für andere Kennzeichnungen.
Und was spricht gegen die jetzt beschlossene GDA-Kennzeichnung (Guideline Daily Amount)?
1. Zu ungenau. Orientiert am Tagesbedarf einer Frau mittleren Alters mit durchschnittlicher körperlicher Aktivität.
2. Portionsgrößen sind zu klein definiert, wodurch die Nährwerte aufgehübscht werden.
3. Die Grenzwerte, zum Beispiel bei Zucker, gelten bei Ernährungswissenschaftlern als umstritten.
4. Wird Untersuchungen zufolge schlechter verstanden als die Ampel.
5. Wie bei der Ampel: Auswirkungen auf das tatsächliche Verbraucherverhalten sind nicht erforscht.
Wie könnte eine langfristige Lösung aussehen?
Es müssten unabhängige Studien in Auftrag gegeben werden, die das Kaufverhalten in Bezug auf unterschiedliche Kennzeichnungen umfänglich untersuchen. Erst daraus ließe sich ein tatsächlich wirksames Kennzeichnungssystem entwickeln.