Hartgesottene Feinschmecker verziehen das Gesicht, wenn das Gespräch auf Sommertrüffel kommt. Keine richtigen Trüffel seien das, nicht mal Trüffel Light, sagen sie. Und tatsächlich bieten Sommertrüffel nur einen Bruchteil der Aromenfülle und -intensität im Vergleich zu ihren winterlichen Brüdern. Inzwischen ist die Sommerflaute durch eine Züchtung von der Südhalbkugel aber Geschichte. Ja, richtig gelesen, es geht um gezüchtete Trüffel. In Australien hatte man vor über zehn Jahren versuchsweise Myzellen europäischer Trüffel ins Wurzelwerk australischer Eichen ausgebracht, und war mit dem Experiment erfolgreich gewesen. Nun können die Früchte des Versuchs geerntet werden. Für ca. 1.600 Euro das Kilo sind die australischen Trüffel inzwischen bei wenigen Händlern erhältlich und liegen damit auf dem Preisniveau der Klassiker aus dem Périgord.
Mit der erfolgreichen Zucht stirbt allerdings ein Mythos, der von feinsinnigen Tiernasen, geheimnisvollen Orten in von Herbstlaub übersäten Wäldern und legendären Schürfern des schwarzen Goldes handelte. Und das Phänomen, dass immer weniger Grundprodukte ihre typischen Jahreszeiten haben, weitet sich nun auch auf Trüffel aus. Sexy finde ich das nicht. Aber wohl nicht zu ändern in einem globalisierten Markt, wo jeder alles zu jeder Zeit verfügbar haben will.