Vorbei die Zeiten, in denen Weine aus Rheinhessen bei vinophilen Genießern nur ein glykoliges Schaudern hervorriefen. Längst sind qualitätsbewusste Winzer wie Klaus-Peter Keller keine Einzelkämpfer mehr, in diesem, für süßen weißen Massenwein berüchtigten Anbaugebiet. So berichtete der kompottsurfer 2006 von einem Besuch beim aufstrebenden Weingut Kühling-Gillot und füllkrankem Wein.
Vorgestern nun öffneten wir eine Flasche des 2004 Spätburgunders von Kühling-Gillot. Nein, es war nicht der legendäre Oppenheimer Kreuz Spätburgunder Großes Gewächs aus 2004, der inzwischen auch die Fachwelt verzückt hatte und in meinem Keller auf Ausgrabung wartete, sondern nur der einfache Spätburgunder Gutswein aus dem Barrique. Aber was heißt hier nur? Ein wirklich vorzüglicher Tropfen stand da im Glas, gut gereift und alles andere als nur ein Gutswein. Immer noch sehr präsent in der Nase mit Aromen von Schwarzer Johannisbeere, Schokolade, Kaffee und Kräutern. Ein würziger Wein mit leicht pfeffriger Note und erstaunlich langem Abgang für einen Gutswein. Normalerweise hätte ich die Flasche schon ein oder zwei Jahre früher entkorkt, aber irgendwie war sie mir aus dem Blickfeld geraten. Und das war gut so. Denn ein Spätburgunder wie dieser, den es zu einem guten Stück Roastbeef mit Gemüse aus Roten Zwiebeln und Kartoffelstampf gab, macht einfach große Freude. Aus Rheinhessen Leute, aus Rheinhessen.