ARD-Themenwoche Ernährung (II): Gute Argumente bei Maischberger

Was bin ich dankbar für diese Sendung bei Maischberger von heute Abend in der ARD-Themenwoche Ernährung: Karotten gegen Krebs, Fisch gegen Herzinfarkt – ist Essen die beste Medizin? Mit den Ärzten Dr. Gunter Frank und Dr. Werner Bartens waren zwei überzeugende Gäste dabei, die – ohne jeden Dogmatismus – nicht nur klarstellten, dass Essen keine Medizin ist und das vermaledeite Functional Food eine Veräppelung des Verbrauchers, sondern dass es belastbare Studien braucht, um wissen zu können, was Ernährung bewirken kann und was nicht.
Die Frontlinien zwischen Frank und Bartens auf der einen – und TV-Köchin Sarah Wiener sowie Klinik-Chefin Dr. Francoise Wilhelmi de Toledo auf der anderen Seite, dürften hinichtlich der präferierten Ernährungsempfehlungen kaum zu erkennen sein, so nah liegen sie beieinander, was in der Sendung vielleicht nicht deutlich genug wurde. Aber darum ging es thematisch ja auch gar nicht. Und genau das schienen Sarah Wiener und de Toledo leider nicht zu verstehen. Sie machten auf mich den Eindruck eines Kirchgängers, der mit dem festen Glauben, dass ihn Gebete gesund machen, missioniert, so wie sie die positiven gesundheitlichen Wirkungen von vielen Nahrungsbestandteilen postulierten, obwohl sie es schlichtweg nicht wissen können, weil es nicht belegt ist.
Um nicht misverstanden zu werden: Jeder soll seinen Weg finden dürfen, aber wenn individuelle Erfahrungen als allgemeingültige Erkenntnis in die Welt gesendet werden, wird der Weg der verantwortungsvollen Darstellung verlassen. So erfreulich und wunderschön die Heilung von Todkranken auch ist – sie sollte immer im individuellen Kontext gesehen werden und nicht für moralische Feldzüge missbraucht werden. Was in diesem Zusammenhang an Falschinformation verbreitet wird, wurde in der Sendung auch gleich deutlich, als ein von schwerstem Krebsleiden geheilter Gast von Darmreinigung und Entschlackung redete, was Frank und Bartens zum Glück schnell richtigstellten. Der Mensch braucht nun mal keinen gereinigten Darm, bloß das nicht, und eine Entschlackung des Körpers gibt es ebensowenig wie Poren im Fleisch, die beim Braten verschlossen werden. Aber solche Geschichten wird die Welt vermutlich nie los.
An einer anderen Stelle hieß es, der Mensch hätte seine Probleme damit, ja, er sei gar nicht dazu gemacht, tierische Eiweiße aufzuspalten und deshalb sollte er auf die Zufuhr möglichst verzichten. Jeder Evolutionsbiologe droht bei solchen Aussagen einen Lachkrampf oder vor Schreck einen Herzinfarkt zu bekommen, weil sich der Mensch überhaupt erst durch den Konsum von tierischem Eiweiß und hochwertigen tierischen Fetten entwickeln konnte. Auch Sarah Wiener machte mit einigen Aussagen zu Nahrungsempfehlungen bei Erkrankungen aus meiner Sicht eine unglückliche Figur. Dass sie es gut meint, steht natürlich außer Frage. Aber gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht. Und wer wüsste das besser als Köche.
Alles in allem aber eine sehr gute Sendung, und Sandra Maischberger gelang es zumeist auch, ein Abdriften der Diskussion in abseitige Gebiete zu verhindern. Alle die’s verpasst haben, können vielleicht auf eine baldige Online-Verfügbarkeit in der ARD-Mediathek hoffen.

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