Es ist völlig wurscht, was du isst …

Hauptnahrung Süßigkeiten – geht das?

Zu dieser Folgerung kommt der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop in seinem neuen Buch Hunger und Lust. Der geschätzte Kollege Hajo Schumacher, alias Achim Achilles, lässt in seiner Laufkolumne auf Spiegel Online Knop im Interview zu Wort kommen. Und da lese ich Sätze wie: „Es gibt keine Beweise für irgendeine der gängigen Ernährungsregeln. Es gibt nur statistische Zusammenhänge, das heißt vage Vermutungen, sonst gar nichts. Und daraus irgendwelche Regeln für das Individuum abzuleiten ist völliger Quatsch.“
Knop weiss offensichtlich, welche Knöpfe man drücken muss, um beim Thema Ernährung PR-Punkte zu sammeln. Was taugte dafür besser, als den Menschen inhaltlich bei seiner Bequemlichkeit und seinen Gewohnheiten abzuholen? Ich bin ja selbst kein Freund von Ernährungsdogmatismus, aber wenn deutliche statistische Zusammenhänge in den Rang vager Vermutungen herabgestuft werden, dann kann ich die Positionen dieses Mannes wirklich nicht mehr ernst nehmen.
Er selbst sagt: „Der Körper hat über Jahrzehnte gelernt, was wo drin ist. Das ist die kulinarische Körperintelligenz.“ Woher weiß er das? Gibt es zumindest statistische Zusammenhänge, die ihn daraus wenigstens eine vage Vermutung ableiten lassen, oder gibt seine Aussage nicht mal das her?
Dass es keine gesunden und ungesunden Lebensmittel gibt, ist nun wirklich nicht neu. Das lernt fast jeder angehende Ernährungswissenschaftler schon im ersten Semester. Ich hörte sogar mal von einem Professor, der seinen Studenten Strafzölle abnötigte, wenn sie von einem „gesunden Lebensmittel“ sprachen. Funktionierte so ähnlich wie das Phrasenschwein in der Fußballsendung Doppelpass auf DSF. Aber von gesunder und ungesunder Erährung darf auch bei den Ernährungswissenschaftlern gesprochen werden.
In einer systematischen Metastudie von Renehan, Tysen, Egger und Kollegen der University of Manchester (LANCET 16.2.2008) wurde das Verhältnis von Krebs und Körpergewicht (orientiert am BMI) untersucht. Für die Analyse wurden 141 Publikationen mit insgesamt 282.137 Krebspatienten aus 76 Studien herangezogen. Mit folgenden Ergebnissen: Erhöht sich der BMI nur um 5 kg /m2 steigen die Risiken für viele Krebsarten deutlich. Bei den Männern liegt die Gefahr für Speiseröhrenkrebs um 52%, Schilddrüse 33%, Dickdarm 24% und Niere ebenfalls um 24% höher. Bei den Frauen machen Karzinome der Gebärmutterschleimhaut 59%, Gallenblase 59%, Speiseröhrenkrebs 51% und Niere 34% die deutlichsten Gefahrenherde aus.
So viel zu den vagen Vermutungen. Und dass Ernährung – nach Bewegungsmangel – zu einem Hauptfaktoren für Übergewicht zählt, daran dürfte niemand ernsthafte Zweifel haben, der noch alle Tassen im Schrank hat.
Wer mal in den Podcast zur Studie reinhören will, surft hier entlang (lange Ladezeit).

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