
Weit über zwölf Stunden lang wurde gekocht, gedreht, geredet – am Ende kamen dicht gepackte dreißig Minuten Sendezeit heraus für die Premiere von Sternekoch für einen Tag – Björn Freitag lässt Prominente kochen (WDR). Den fertigen Zusammenschnitt bekam auch der kompottsurfer erst am gestrigen Sendetermin erstmals zu sehen. Erst beim Zusehen dämmerte mir, dass in diesem Format wir Kritiker beinahe mehr auf der Hut sein müssen als der kochende Gast. Denn erstmals bekommt im deutschen Fernsehen auch mal der Kritiker eins übergebraten, wenn er daneben liegt.
Beim verdeckt servierten Wein hatten wir zwar die Hauptaufgabe gelöst, nämlich herauszufinden, welcher Wein im Ladenverkaufspreis unter 15 beziehungsweise über 20 Euro liegt – was in diesem Fall nicht wirklich schwierig war. Aber welche Weine wir da im Glas hatten, das konnten wir nicht entschlüsseln. Mit dem Alter klappte es noch, beim Weißen stimmte auch das Herkunftsland, doch bei Rebsorten und Anbaugebieten lagen wir gründlich daneben, wobei Bernd Stelter beim Weißwein noch am nächsten dran war. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich der Suche nach der Identität des Prominenten zu sehr verfallen war. Und dabei den Aspekten der teils frankophilen Ausrichtung der Karte so viel Raum gegeben hatte, dass ich den Rotwein schon deshalb nach Frankreich verortete, weil Spanien nicht logisch erschien.
Wie Jan Hofer mir später am Tisch noch erzählte, war die frankophile Ausrichtung der Karte tatsächlich so von ihm gewollt und kein Zufall, da er eine besondere Liebe zu Frankreich und seinen kulinarischen Genüssen pflegt. Der spanische Wein war also eine echte Stolperfalle.
Der Kommentar, den Björn Freitag bei meinen Einzug ins Restaurant gegenüber Jan Hofer abgab, ließ meinen Sohn am Fernseher vor Lachen auf dem Boden herumkugeln. Denn Björn verstieg sich doch tatsächlich zu der knappen wie unmissverständlichen Behauptung: „Der ist böse!“ Ich weiß nicht, wer sich am Ende über den Satz mehr erschrocken hat, der Tagesschausprecher oder ich.
Jan Hofer hat seine Sache auf jeden Fall sehr ordentlich gemacht. Wer als Hobbykoch jemals versucht hat, eine Gästeschar von mehr als sechs Personen mit einem Menü zu beglücken, der kann ermessen, wie hart es für Jan Hofer gewesen sein muss, gleich für knapp zwanzig Personen aufzukochen. Also, meinen Respekt hat er sich an diesem Abend redlich verdient.