Blinder Aktionismus in peinlicher Vollendung, anders sind viele Maßnahmen und Empfehlungen von Politikern, Verbandsfunktionären und Behörden im Zusammenhang mit der EHEC-Ausbreitung kaum zu beschreiben. So wird ein Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Erik Schweickert, auf Spiegel Online mit der Aussage zitiert Es kann nicht sein, dass in Spanien bei der Lebensmittelkontrolle geschlampt wird und in Deutschland dadurch Menschen krank werden. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, haut in die gleiche Kerbe und äußert sich in der Rheinischen Post so: Wir fordern, dass es in der EU einheitliche Standards gibt. Diese Regeln müssen auch für Drittländer gelten, die zu uns liefern. Also gleich mal die Chance nutzen, ein bisschen Lobbyarbeit zu machen. Die Spanier wehren sich und behaupten, das spanische Gemüse sei erst beim Verladen in Deutschland verseucht worden.
Gestern in den Tagesthemen kam die EHEC-Patientin Karoline E. zu Wort, die aufgrund ihrer Schwangerschaft derzeit besonders ernährungsbewusst lebt und berichtet, sie habe ihr Gemüse nur im Bioladen eingekauft und auch auf regionale Herkunft geachtet. Genau dieses Beispiel zeigt, dass es für den Umgang mit der EHEC-Gefährdung völlig unerheblich ist, über die Schuldfrage zu debattieren. Und so sinnvoll wie ein nationales Einmaleins. Es gibt nämlich tausendundeins Möglichkeiten, wie sich im weltoffenen Lebensmittelhandel gefährliche Erreger verbreiten können. Für die Wissenschaftler ist es zwar durchaus wichtig, die Quelle zu kennen, um die Ausbreitungswege nachvollziehen zu können, alle anderen sollten aber ihren Job machen und den Menschen Hinweise geben, wie die aktuellen Gefährungen zum Beispiel durch maximale Hygiene zu vermindern sind, statt unappetitliche Interessensüppchen zu kochen.
Eines muss in der jetzigen Situation an erster Stelle stehen, und das ist die Gesundheit der Konsumenten. Debatten und Beiträge über wirtschaftliche Folgen und absatzgeschädigte Bauern und Gemüsehändler gehören da erst einmal in den Hintergrund. So einfach ist das.
Der kompottsurfer empfiehlt derzeit folgende Maßnahmen:
1. Gründliche Hygiene, vor allem regelmäßiges Händewaschen, nachdem man außerhalb der eigenen vier Wände unterwegs war sowie nach der Verarbeitung von Obst und Gemüse und direkt vor dem Essen.
2. Verzicht auf Salat und andere Rohkost. Gemüse zumindest kurz dünsten oder kochen. Tomaten nach kurzem Erhitzen enthäuten. Der Verzehr von Spargel dürfte, nach Einschätzung des kompottsurfers, weitgehend unbedenklich sein, da er durch Schälen und Kochen zu einem eher unproblematischen Produkt wird. Obst schälen, auf Erdbeeren am besten verzichten, bei zu großer Genusssucht aber auf jeden Fall sehr gründlich abwaschen.
3. Schneidebretter und Messer immer gründlich reinigen, bevor verzehrfertige Lebensmittel damit in Kontakt kommen.
4. Beim Garen von Wildfleisch durch die Sous-Vide-Methode oder Niedrigtemperaturverfahren, darauf achten, dass die Temperatur signifikant oberhalb von 70° C. liegt und eine Kerntemperatur im Fleisch von mindestens 70° C. über drei bis fünf Minuten erreicht wird. Zum Thema Wildfleisch auch noch mal ein interessanter Beitrag des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) aus 2007.
Und trotzdem gilt bei allem Ernst der Lage: Immer schön gelassen bleiben, zugleich aber umsichtig und vorsichtig. Und bloß nicht den Spaß am Essen verderben lassen!