EHEC-Ausbreitung: Was heißt denn hier "Panikmache", Herr Montgomery?

Okay, Udo Lindenberg hätte das sagen können. So was in der Art wie „Keine Panik Leute, dieses EHEC-Bakterchen kann uns gar nichts. Einfach immer schön die Patschehändchen waschen, n‘ bisschen Wodka rüberkippen und dann sind wir wieder Chef im Ring. Alles klar, Leute?“
Nun wird aber nicht Udo Lindenberg sondern der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Frank-Ulrich Montgomery, in der Passauer Neuen Presse mit der Aussage zitiert, er warne vor Panikmache. Also, er warnt nicht vor EHEC, vor unzureichender Hygiene, vor dem Verzehr in Verdacht geratener Lebensmittel, nein, der Vorzeigedoc warnt vor Panikmache und wird mit seiner Aussage auch in den Nachrichten diverser großer Radiosender zitiert.
Panikmache würde bedeuten, es gäbe Leute, die – medial verstärkt – einen Teil der Bevölkerung in einen Zustand äußerster Angst versetzen und dazu bringen würden, unkontrolliert in ein Fluchtverhalten oder in eine lähmende Angststarre zu verfallen. Bei aller kritischer Betrachtung hat der kompottsurfer solche Panikmacher noch nirgends ausmachen können. Im Gegenteil erschreckt den kompottsurfer der eher sorglose Umgang der Politik mit der Problematik. Nach dem Motto: wird schon werden.
Während Ärzte von erkrankten Patienten berichten, die absolut sicher sind, in den letzten Wochen keine Gurken verzehrt zu haben, bleibt der Haupttenor der Empfehlungen der Verzicht auf Gurken, Tomaten und Salat. Schon gestern hatte der kompottsurfer darauf hingewiesen, dass in früheren Fällen oft lange mit falschen Annahmen über die tatsächliche Herkunft der Erreger hantiert wurde, bevor Ursache und Verbreitungswege endgültig ausgemacht wurden. Insofern sind und bleiben die wichtigsten Vorkehrungsfaktoren Hand- und Küchenhygiene.
Erstaunlich ist, dass scheinbar erst jetzt ein Krisenstab des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) eingerichtet wurde, der Erkenntnisse und Maßnahmen zwischen Landes- Bundes- und Europabehörden kommunizieren soll. Der kompottsurfer hatte angenommen, eine solche Krisenstabsstruktur gäbe es dauerhaft, und sie würde in solchen Fällen gleich aktiv sowie bedarfsmäßig um Experten zu den jeweiligen Problembereichen erweitert. Ich stelle mir da gerade einen Brand im Bundeskanzleramt vor, zu dem erst eine Woche später ein paar einzelne Feuerwehrleute aus Berlin zum Löschen angerufen werden.

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