Gestern Abend hieß es: reinschaufeln, was der Magen hält. Denn heute galt’s für das Team Kompottsurfer, die ersten 49,9 Kilometer und 1.663 Höhenmeter Aufstieg auf dem 320 Kilometer langen Weg über die Alpen zu überstehen. Zur Begrüßung im Startort Ruhpolding hatte die Küche von allem reichlich aufgefahren. Das besondere Interesse des Kompottsurfers galt dem Kaiserschmarrn zum Nachtisch, der durchaus passabel schmeckte, von dem mein österreichischer Tischnachbar Oliver allerdings meinte, dass ihn seine Oma luftig-lockerer zubereiten würde. Aber es ist natürlich ein anderer Schnack, wenn man nur für den lieben Enkel oder für eine wilde Armee von Sechshundert hungrigen Läufern auf Halde produzieren muss.
Zum Frühstück um 6:30 Uhr heute morgen gönnte ich mir zunächst Müsli mit Früchten, dann deftiges Rührei mit Speck und Brötchen. Bis zum Start um 9 Uhr, so hoffte ich, wäre das Ganze so weit vorverdaut, dass ich keine Seitenstiche bekäme.
Die vergangenen 40 Stunden hat es durchgängig geregnet, und so musste uns Streckenchef Wolfgang Pohl, vom Veranstalter Plan B, beim gestrigen Briefing für die heutige Etappe nicht nur sehr schlammige und rutschige Trails ankündigen sondern auch die Überquerung einer Bachpassage, die durch Unmengen Regenwasser heikel geworden war und mit einem Seil gesichert werden musste. Ich hatte Glück und kam an der Stelle halbwegs trocken rüber, einige andere rutschen leider weg und holten sich einen nassen Hintern.
Der Transalpine Run wird – aus Sicherheitsgründen – in Zweierteams gelaufen. Und entsprechend auch nur teambezogen gewertet. Es kommt also darauf an, die Strecke gemeinsam zu meistern, was eine völlig andere Herangehensweise erfordert als bei einem Einzellauf. Gegenseitige Rücksichtnahme ist oberstes Gebot, wenn ein Team am Ende erfolgreich über die Alpen kommen will.
Über einen zunächst leichten, dann etwas steileren Anstieg durch die Felsen des eindrucksvollen Staubfalls ging’s zunächst hinauf zur Winkelmoosalm, wo ich vergeblich nach Rosi Mittermaier Ausschau hielt. Höchster Punkt war die Straubinger Hütte (1.556 m üNN), wonach die Strecke über rutschige Trails und Wiesen steil abwärts führte. Ein Spanier vor mir fluchte wie ein Rohrspatz, weil er innerhalb weniger Minuten mehrmals unfreiwillig die Arschbremse machen musste. Mich schmiss es zum Glück nur einmal auf den Hosenboden, aber das gehört halt dazu, wenn man bei so einem Wetter über schmale Pfade abwärts muss. Probleme machten mir die schmalen, endlosen langen und matschigen, rechts zum Hang geneigten Pfade, weil dass die Sehne am linken Sprunggelenk innen überhaupt nicht mag.
Am Ende kamen meine Teampartnerin Birte und ich erschöpft aber glücklich in 8:38 Stunden im österreichischen St. Johann an. Von den 290 gestarteten Teams mussten bereits 9 die Segel streichen. Wir lassen es weiter ruhig angehen. Es ist noch ein langer Weg bis zum Ziel in Sexten. Jetzt Abendessen, dann schlafen. Um 5:15 Uhr klingelt schon wieder der Wecker.