Transalpine Run, Etappe 2: Salamitaktik

Heute früh mit einem leichten Ziehen im linken Fuß und etwas verspannten Oberschenkeln und einem unguten Gefühl aufgestanden. Von der Papierform standen „nur“ 34,8 Kilometer an. Aber meine Teampartnerin Birte, die über ausgiebige Streckenkenntnis verfügt, hatte schon gestern gewarnt, dass das kein Kindergeburtstag werden würde. Schon nach zwei flachen Kilometern aus dem Ort hinaus würde es einen heftigen Stieg hinaufgehen, der zudem mit einer seilversicherten Passage gespickt ist. Es würde ganz sicher zum Stau kommen, wenn es über einen sehr kleinen Zugang in den Berg hineinging. Und so machten wir auf den ersten 2 Kilometern mit einer Pace von 5:20 gleich etwas Tempo, um nicht ganz am Ende der Schlange in den Berg zu kommen. Leider waren wir nicht die Einzigen mit dieser Idee, und so mussten wir fast zwanzig Minuten Wartezeit aufbringen, in der es nur Stillstand oder minimale Fortbewegung gab.
Die erste Verpflegung kam auf der Oberen Regalm auf 1.326 m üNN. Ich hatte schon mörderischen Kohldampf und versenkte reichlich Brot mit Salami, bevor es hochzu weiterging Richtung Brennender Palven. Durch die Wartezeit im Berg und die durch den Regen teils sehr rutschigen Passagen waren wir gefährlich nah ans Cut Off geraten, der Zeit, die an den Kontrollpunkten nicht überschritten werden darf. Ansonsten wird man aus der Etappe und aus der Wertung genommen. Man dürfte dann am Folgetag zwar wieder starten, würde dann aber nicht mehr die Chance haben, am Ende als Finisher im italienischen Sexten einlaufen zu können.
Wir hatten gerade mal zehn Minuten aufs Cut Off. Aber es waren mindesten noch 20 bis 30 Teams hinter uns. Wahrscheinlich würde die Rennleitung die Time Limits erweitern, denn für die Warterei am Berg mit dem extrem engen Zugang durch ein schmales Türchen konnte ja keiner was. Nur sicher war das nicht, also hieß es, ranhalten bis zur nächsten Verpflegungs- und Kontrollstation bei Kilometer 19 unten in Going. Ich futterte mich in Rekordzeit quer durchs üppige Angebot. Melone, Tomate, Gurkenscheiben mit Salz sowie Käse- und Salamibrot. Überhaupt, Salami. Das konnte jetzt nur unsere Strategie sein: Salamitaktik. Von Kontrollpunkt zu Kontrollpunkt denken. Das Doofe war nur: Es gab nur noch einen weiteren bei km 28.
Das Geläuf blieb weiterhin schwierig, der Anstieg zum Astberg fordernd. Die Farbe meiner Schuhe war unter der dicken Schlammkruste nur noch zu erahnen. Als wir die dritte Kontrollstelle erreichen, erhalten wir Gewissheit, dass die Time Limits um eine Stunde verlängert wurden. Für uns nicht mehr relevant, da wir den Abstand aufs ursprüngliche Cut Off auf eine halbe Stunde ausgebaut hatten. Auf dem letzten Flachstück hinein nach Kitzbühel ließ es sich dann auch noch besser laufen, und wir kamen in 7:30 im sonnigen Kitzbühel an. Die Laufzeit klingt abenteuerlich viel für 34,8 km, aber wer auf der Strecke war, weiß, dass es wahrlich kein Spaziergang gewesen ist. Zumal morgen eine weitere harte Etappe wartet. Und übermorgen. Und Überübermorgen. Und …. . Da gilt es, mit den Kräften hauszuhalten. Für 14 weitere Teams geht es morgen nicht mehr weiter. Jetzt sind nur noch 267 im Rennen. Dabei sind gerade mal zwei Etappen vorbei.

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