Transalpine Run 2012, Etappe 5: Bretterscharte und viel Kuchen

Schlafen wird überbewertet. Anders kann ich mir die verdammt kurzen Nächte jedenfalls nicht schönreden. Die Übernachtungen auf der Isomatte im Schlafsack, umringt von zig anderen Schnarchern sind – trotz Ohrstöpseln, Vorabendbier und Anstrengungsmüdigkeit – kein Erholungsprogramm sondern mehr Erschwerniszugabe. Ich schlafe zu kurz und zu unruhig. Aber das gehört nun mal dazu, und so stehe ich auch an diesem Morgen wieder guten Mutes auf, sortiere meine Gräten und wanke schlaftrunken zum Frühstück im Zelt. Gestern spätabends hatte ich mir noch eine Massage gegönnt und ein Tape am linken Knie anbringen lassen, wo es am Sehnenansatz zeitweilig arg schmerzte.
Beim Frühstück geht es wie gewohnt lustig zu. Mit fünf Teams aus dem Dunstkreis der Tortour de Ruhr sind wir zum Trasnsalpine Run angereist. Und die wirklich gute Nachricht ist: Auch am fünften Tag sind noch alle im Rennen. Auch wenn Raimund inzwischen mit Erkältungssymptomen zu kämpfen hat, Frank mit einem zeternden Knie, Julia mit Knie- und Schienbeinschmerzen und Susanne mit den Folgen einer nicht optimalen Vorbereitung.
Meine Schuhe waren nach der Reinigung in der Schuhwaschmaschine nicht ganz trocken geworden, aber das war zu erwarten gewesen. Wie immer cremte ich meine Füße satt mit Hirschtalg ein und hoffte, dass ich weiterhin ohne Blasen durchkäme.
Vom Start weg ging’s gleich 500 Höhenmeter hinauf zur Alprechtalm, der ersten Kontroll- und Verpflegungsstelle. Irgendwie war heute Kuchentag, denn schon hier schmiss ich reichlich Marmorkuchen ein, bevor es weiter hochzu Richtung Bretterscharte auf 2.513 m üNN ging. Zum Glück war das Gelände nahezu schneefrei. Der Grat mit seinen steilen Wänden war so spektakulär, dass ich kaum dort weg wollte. Zum Heulen schön. Runterwärts gab’s dann eine kleine steile Matsch- und Schneepassage, die zahlreiche Läufer mit einer kurzen Hosenbodeneinlage passierten – Kompottsurfer inklusive. Auch eine Art, wieder Bodenhaftung zu gewinnen.
Die Etappe endete nach einem langen Abstieg Richtung Sand in Taufers, bei dem wir überraschender Weise ein Team aus der Spitzengruppe überholten. Einer der beiden hatte ein heftiges Knieproblem. Weil die beiden sonst immer vorne im Feld unterwegs waren und keine Ahnung von den Cut-Off-Zeiten hatten, erkundigten sie sich erst mal bei uns, ob sie es denn ab jetzt wandernd noch im Zeitlimit bis ins Ziel schaffen würden. Birte und ich schätzen ab, dass es wohl klappen dürfte – mit einem 5-10 Minuten Polster. Als wir dann bei schönstem Sonnenschein schon längst das erste Bier in der Chill Out Area von Hauptsponsor Gore-tex intus hatten, kamen dann auch tatsächlich die beiden Jungs rechtzeitig ins Ziel. Und bedankten sich für unsere gute Beratung. Ach ja: 7:18 Stunden sind wir heute unterwegs gewesen. Und der Transalpine Run 2012 hat sich auch heute von der Seite eines gnadenlosen Ausscheidungsrennens präsentiert. Weitere 19 Teams sind leider draußen.

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