The Taste: Eine Sendung für kulinarische Spießer?

So sieht es jedenfalls der geschätzte Kollege Jürgen Dollase. Ohne Fragezeichen. Im Feuilleton der FAZ argumentiert er mit großer Eindringlichkeit gegen die neue Kochshow auf Sat 1. „Ein gutes Löffelgericht“ so schreibt er, „kann … nur von sehr guten Köchen realisiert werden, die die Sensorik einer Komposition bis hin zu bestimmten zeitlichen Verläufen der geschmacklichen Wahrnehmung im Griff haben.“ Deshalb hält er den Ansatz, mit Löffeldegus zu arbeiten auch für völlig daneben. Dollase argumentiert auch in weiteren Punkten durchaus plausibel, allerdings immer aus der Sicht eines Gastronomiekritikers, dem es um anspruchsvolles Kochen geht. Aber eine solche Argumentation greift nicht, wenn man eine Unterhaltungssendung vor Augen hat. Und darum geht es in allererste Linie bei The Taste. Um Unterhaltung.
Der kompottsurfer sieht The Taste auch nicht mit der Erwartungshaltung, dass dort tatsächlich Deutschlands bester Koch ermittelt wird. Denn alle, die dafür infrage kämen, stehen in ihren Restaurants am Herd und kümmern sich dort um Sicherung und Mehrung ihrer Michelinsterne, statt um Unterhaltung. Mir gefällt die Sendung nach wie vor, in der zweiten Runde sogar besser als in der ersten. Die Schwächen der Sendung liegen in der Regie. Da wird zuviel Gefühlsgedöns reingeschnitten. Nervosität im Vorfeld, Anspannung zwischendrin und Freude wie Traurigkeit nach den Entscheidungen, obwohl es sicherlich ohne Ende Material gibt, die das Kochen der Kandidaten zeigt. Da ist also noch Luft nach oben.
So, und jetzt ist Zeit für meine Löffeldegustation: Ardbeg Isle Single Malt.

Update: Zuschauerquote um 21% gesunken

Während bei der Premiere von The Taste insgesamt 2,36 Millionen Zuschauer vor dem Bildschirm saßen, waren es gestern nur noch 1,85 Millionen. Vielleicht weil es im Ersten Ein Schnitzel für alle gab. Der Zuschauerrückgang dürfte in der kommenden Woche vermutlich noch heftiger ausfallen, denn dann tritt The Taste gegen die Champions League an. Das ZDF überträgt Leverkusens Heimspiel gegen Manchester United. Zumindest die aktuellen Zahlen sind aber für den Sender immer noch recht solide.

2 Gedanken zu „The Taste: Eine Sendung für kulinarische Spießer?“

  1. Hey Du Whisky-Banause
    Einen Ardbeg Islay Single Malt aus dem Löffel – dass geht ja nun gar nicht!!
    Alkohol vom Löffel darf man doch nur in und dicht um Münster herum und dann auch nur einen (oder auch mehrere) Klare oder DopKo.
    🙂 🙂

    1. Was die Münsterländer mit ihrem Doppelkorn können, das können wir Ruhries mit Whisky schon lange ;-). Im Burgund gibt es übrigens eine Bruderschaft, deren Mitglieder ihren Wein aus Gefäßen trinken, die einem Löffel nicht ganz unähnlich sind. Die hängen sich das Ding sogar um den Hals.

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