Die Journalistin Sigrid Neudecker (Die Zeit) hat ein Kochbuch geschrieben. Madame ist willig, doch das Fleisch bleibt zäh ist es betitelt, und aufmerksame Leser von kulinarischen Blogs wissen, dass Sigrid den kurzweiligen Kochblog Frau Neudecker lernt endlich kochen verantwortet. Wenn der kompottsurfer ein Kochbuch zu Weihnachten unbedingt empfehlen möchte, dann dieses. Schon der Untertitel lässt erahnen, womit es der Leser zu tun bekommt: „Wie ich in Paris kochen lernte, ohne jemanden umzubringen.“
Ich lernte Sigrid letztes Jahr bei Schweinsfuß und Bohnen im Le Bistrot de Paris an der Rue de Lille kennen. Schon damals war ich von ihrem Mut beeindruckt gewesen, als Österreicherin, die nach Paris gezogen ist, sich ausgerechnet in dieser Stadt als Kochanfängerin zu outen und Ehemann wie Gäste als Versuchskaninchen ihrer Kochversuche zu missbrauchen. Schön, dass sie nun all‘ diese Geschichten über ihre Attentate zwischen zwei Buchdeckel gepackt hat und damit auch den lesehungrigen, von Weihnachtskochen und -essen ermatteten Genießer erheitern kann. Gerade noch selbst die Weihnachtsgans versemmelt, kann der Leser sich anschließend amüsiert darüber hermachen, wie Frau Neudecker mit patentierter Serienmäßigkeit Geflügel in strohtrockenes Gewerk verwandelt. Natürlich darf auch die köstliche Kommunikation mit dem Gourmetgatten nicht fehlen. Zum Beispiel die nach ihrem Einkauf auf dem Markt. Er: „Wieso hast du denn das gekauft?“ Sie: „Das war beim Schinkenweltmeister im Angebot. Er hat gesagt, dass sei irgendwas mit Zwiebeln. Und superlecker. Aber ich gestehe, dass ich hauptsächlich oignons verstanden habe.“ Er: „Er hat dir keine oignons verkauft, sondern rognons. Schweinenieren.“ Es ist also auch ein Buch über das kulinarische (Ein-)leben in Paris, über die Tücken der Sprache und über Kochen und Essen als Gemeinschaftserlebnis.
Besonders gut gefällt mir Kapitel 18 Was ich bisher gelernt habe: 1. Lies das verdammte Rezept! …. 3. Stimmt, Milch kocht über …. 13. Es sollte nach Möglichkeit nichts anbrennen.
Für barmherzige 9,90 Euro (Piper Verlag) ist das Buch auf jeden Fall eine 1a Investition.