Was für ein Tag gestern auf der ProWein in Düsseldorf, die in diesem Jahr ihren zwanzigsten Geburtstag feiert. Der kompottsurfer erinnert sich noch gut an die erste Veranstaltung Mitte der 90er, die als Messe zu bezeichnen ein Euphemismus gewesen ist. Auf jeden der 321 Aussteller kamen damals rund fünf Fachbesucher, und es gab in der Weinszene nicht wenige, die das Vorhaben für eine Totgeburt hielten. In diesem Jahr werden 4.800 internationale Aussteller über 45.000 Fachbesuchern gegenüberstehen, eine gewaltige Entwicklung. Dazu kommen etwa 300 Veranstaltungen rund um das Thema Wein.
Großer Bahnhof dann am Stand der Primum Familiae Vini (PFV), ein exklusiver Zusammenschluss international herausragender Weingüter, die mit einer Auswahl erlesener und zugkräftiger Erzeugnisse antraten. Das Champagnerhaus Pol Roger mit einem 200er Churchill, Egon Müller mit einer 2006er Scharzhofberger Auslese Goldkapsel, Hugel & Fils mit dem Gewürztraminer Selektionswein „S“. Dazu Vega Sicilias Unico 2004 und Weine von Mouton-Rothschild, Beaucastel, Antinori, San Guido, Drouhin, Symington und Torres. Ausgerechnet Torres. Ich erinnerte mich plötzlich wieder, wie ich vor über zwanzig Jahren zum ersten Mal Señor Miguel A. Torres begegnet war, der wichtigsten Figur im spanischen Weinbau des 20. Jahrhunderts. Es war beim Internationalen Weinfestival in Mainz, wo anlässlich einer Ehrung für Torres kein Geringerer als Michael Broadbent, Master of Wine und langjähriger Senior Director der Weinabteilung des Auktionshauses Christie’s, die Laudatio hielt. Unterhaltsam und mit britischem Humor stellte er Torres‘ Verdienste um Innovation, Qualitätsentwicklung und umweltbewussten Weinbau heraus. Auch wenn Señor Torres enger Terminkalender gestern nur einige Minuten für ein Gespräch hergab, es war eine kurzweilige Begegnung und natürlich sprachen wir auch über die Veranstaltung von damals. Vielen Dank an das Team von geradeaus-kommunikation und Christophe Brunet von PFV, die mir den Kontakt zu Señor Torres herstellten.
Natürlich kann der kompottsurfer nicht über die ProWein spazieren, ohne den Siegern des letzten rewirpower-Weintests einen Besuch abzustatten. Michael Zotz vom Weingut Julius Zotz aus Heitersheim war guter Dinge und berichtete, dass die Spitzenplatzierung seines Spätburgunders die Bestellungen aus NRW deutlich gesteigert hätten. Ähnlich positiv äußerte sich auch Steven Kärgel, Geschäftsführer der Kallstadter Winzergenossenschaft, die mit dem Kiessand Grauburgunder den Testsieg bei den Weißweinen erobert hatten.
Insgesamt war es für den kompottsurfer interessant zu sehen, dass inzwischen immer mehr Winzer auf unterschiedliche Produktlinien setzen. Eine für den Direktverkauf ab Weingut, eine für den Handel und eine für die Gastronomie. Die WG Kallstadt ist darüber hinaus auch noch mit jahreszeitlichen Cuvées am Start, die in kleiner Auflage vermarktet werden. Ein interessanter Ansatz, um den Geschäften auch über das Jahr hinweg immer wieder neue Impulse zu geben.