Aus der Rubrik, was Mama früher kochte: Schwarzwurzeln

Schwarzwurzeln / Blattspinat / Wildschweinbratwurst / Röstkartoffeln

Es ist Samstag, und während sich auf dem Markt am Hauptbahnhof nahezu alle, beinahe blind vor Gier, auf den ersten – und preislich noch vergoldeten – Spargel stürzen, steuere ich auf einen Gemüsestand zu, an dem ich noch Schwarzwurzeln entdecke. Oder wie wir im Ruhrgebiet sagen: Schwatzwurzeln. Arme-Leute-Spargel. Noch – weil die Haltbarkeitszeit dieses Wintergemüses dem Ende zugeht.
Im Mittelalter wurde die Wurzel als Heilmittel gegen Schlangenbisse angewendet, angeblich kann sie sogar Herzleiden mindern. Wer sie einmal verarbeitet hat, merkt sofort, dass in diesem Gemüse sehr viel Kraft stecken muss. Die in ihr enthaltene milchige Flüssigkeit entwickelt eine Klebwirkung, die es beinahe mit Pattex oder Uhu aufnehmen kann. Dagegen ist das Schälen von Topinambur geradezu ein Kinderspiel. Wie Topinambur ist die Schwarzwurzel reich an Inulin, einem so genannten Reservekohlenhydrat, das vor allem in diätischen Lebensmitteln als Zucker- und Fettaustauschstoff eingesetzt wird.
Ich habe die Schwarzwurzeln in etwa so verarbeitet, wie ich es von früher in Erinnerung habe, wenn meine Mutter sie gekocht hat. In Scheiben geschnitten kurz mit fein gewürfelten Zwiebeln und jungem Knoblauch in Butter anschwitzen, etwas Mehl zugeben, mit Weißwein ablöschen, Gemüsebrühe und Sahne zugeben und etwa 6-8 Minuten kochen, sodass das Wurzelgemüse noch Biss hat. Mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss und etwas Zitronenabrieb abschmecken, fertig.
Serviert wurden die Schwarzwurzeln mit etwas Blattspinat, was prima passt, sowie Wildschweinbratwürsten und Röstkartoffeln. Dazu etwas Estragonsenf von der Schwerter Senfmühle.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner