Große Bordeauxweine genießen: Mit Subskription und Geduld alles andere als ein ruinöses Vergnügen

Chateau Kirwan 2000

Es ist reichlich Zeit ins Land gezogen, bevor der Inhalt des 2000er Chateau Kirwan (Margaux) nach seinem Kauf tatsächlich im Glas stand und mir kürzlich aus gebotenem Anlass erstklassigen Weingenuss bescherte. Ich hatte den Wein Anfang 2002 über einen Bochumer Händler subskribiert, das heißt, bereits zu einem Zeitpunkt gekauft und bezahlt, als er noch im Weinkeller seiner Fassreife entgegenruhte. Damals hatte ich sowohl für den Kirwan als auch für den 2000er Chateau Calon-Segur aus Saint-Estephe umgerechnet 32 Euro pro Flasche bezahlt, was erst einmal ein Menge Holz ist, vor allem, weil man den Kaufgegenstand nicht gleich mit nach Hause nehmen kann, sondern so lange auf die Lieferung warten muss, bis man beinahe vergessen hat, den Wein irgendwann einmal gekauft zu haben. Aber dann, gut 18 Monate nach dem Kauf, so erinnere ich mich dunkel, rief der Händler an, um mir mitzuteilen, dass der Wein jetzt abholbereit bei ihm im Laden stünde.
Normalerweise werden große Bordeauxweine per Subskription nur im 12er Gebinde, also in der originalen Holzkiste des Chateaus mit zwölf Flaschen Inhalt verkauft. Versierte Händler setzen allerdings auf Sammelbestellungen, über die zum Beispiel auch in 6er Gebinden bestellt werden kann. In meinem Fall hatte es sich zudem ausgezahlt, dass zum Zeitpunkt der Subskription noch keine Bewertung des Calon-Segur durch Robert M. Parker vorlag, dem US-amerkanischen Weinkritiker, dessen Benotungen Weinpreise in ungeahnte Höhen treiben können, wenn sie denn besonders gut ausfallen. Ich hatte den Tipp für Kirwan und Calon-Segur von einem österreichischen Weinfreund erhalten, der Jahr für Jahr selbst ins Bordeauxgebiet reist, um dort Fassproben zu nehmen. Sein Urteil: Kirwan und Calon-Segur zählen zu den besten Kaufempfehlungen des Jahrgangs, so man für diesen herausragenden wie symbolträchtigen 2000er Jahrgang noch annehmbare Einkaufspreise realisieren will. Mit dem Kirwan aus Margaux hatte ich einen Wein, von dem ich schon nach acht bis zehn Jahren die ersten Flaschen mit Genuss würde trinken können, mit dem Calon-Segur einen äußert langlebigen Saint-Estephe, der vermutlich noch meinem Sohn nach Eintritt ins Rentenalter Trinkvergnügen bereiten dürfte.
Die heutigen Kaufpreise für Kirwan und Calon-Segur 2000 liegen längst jenseits dessen, was ich inzwischen für eine ausgezeichnete Flasche Wein zu zahlen bereit bin. Nach einem Hoch von 64 Euro im Mai 2012 liegt Kirwan derzeit immer noch bei 55 Euro. Für den Calon-Segur müsste man sogar rund 100 Euro pro Flasche hinblättern, vorausgesetzt, man will ihn aus sicheren Quellen einkaufen und nicht irgendwelchen windigen eBay-Angeboten aufsitzen, die sich am Ende als Fälschungen herausstellen könnten. Heute würde ich auch nicht mehr subskribieren, dafür erscheint mir einerseits die Preisentwicklung bei Bordeaux nicht mehr explosiv genug, zudem gibt es immer wieder spannende neue Entdeckungen aus anderen Regionen, die für einen Bruchteil der Preise für Bordeauxweine zu haben sind. Und wenn es dann alle Jubeljahre wirklich mal ein exklusiver Bordeaux sein soll, dann sollte sich immer eine gute Kaufadresse finden lassen.
Und wie war er nun, der 2000er Kirwan? In der Farbe ein tiefes Rubinrot, in der Nase Cassis, Brombeere, Holz- und Röstaromen, dazu Kakao- und Tabaknoten sowie Kräuter. Ein sehr gut gereifter Wein, der mir 92/100 Punkte wert ist.

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