An diesem Montagabend ist Zeit für die Belobigungen des Gault Millau. Eine Woche nachdem der Guide Michelin seine Sterne verteilt hat, veröffentlicht der für seine bisweilen bissigen Kommentare berüchtigte Gault Millau seine Urteile über die gehobene Gastronomie der Republik. Die Redaktion will eine zunehmende Verkrampftheit bei vielen Spitzenköchen wahrgenommen haben, zugleich aber auch einen Trend zu neuer Lockerheit beim Umgang mit den Gästen. Man lobt das Casual Fine Dining und ermuntert die Spitzengastronomie zu mehr Leichtigkeit, mehr Lockerheit und mehr Beschwingtheit. Im letzten Punkt stimmt der kompottsurfer gerne zu. Wer erlebt, wie unverkrampft es in Restaurants der Avantgarde Spaniens, zum Beispiel im El Cellar Can Roca zugeht, der will so was auch hier haben.
Aber zurück zu den Köchen. Christoph Rütter (Haerlin / Hamburg) greift den Titel Deutschlands Koch des Jahres ab. Man lobt ihn nicht zuletzt für eine Kombination aus Petersfisch, Saubohnen und Pistazien. Rütter ist übrigens ein Kind des Ruhrgebiets. Er stammt aus Essen. Bei den Benotungen stehen vier Köche allen anderen voran. Harald Wohlfarth (Schwarzwaldstube / Baiersbronn), Joachim Wissler (Vendôme / Bergisch-Gladbach), Klaus Erfort (GästeHaus / Saarbrücken) und Helmut Thieltges (Sonnora / Dreis) erhalten von den Testern des Gault Millau 19,5 von 20 möglichen Punkten. Dahinter steht eine Reihe von neun Köchen mit 19 Punkten.
Wie immer gibt es einige, scheinbar unerklärliche Differenzen zum Guide Michelin. So taucht der mit drei Sternen ausgezeichnete Juan Amador nicht unter den dreizehn besten Köchen auf, und auch die Essener Résidence (2 Sterne) muss mit unerklärlichen 16 Punkten Vorlieb nehmen. Eine Benotung, die in Essen weitere dreimal vergeben wird. An Häuser, die der kompottsurfer durchaus schätzt, aber die nicht einmal einen Michelinstern aufzuweisen haben. Das sind nur ein paar Beispiele von vielen, die sich der kompottsurfer nur mit bewertungspolitischen Erwägungen erklären kann, oder kurz gesagt: mit Provokation zu Marketingzwecken.
Den Titel Aufsteiger des Jahres gewann übrigens Anton Schmaus (Storstad / Regensburg) und die Entdeckung des Jahres heißt Cédric Schwitzer ( Schwitzer’s / Waldbronn).