Drei Jahre ist es her, dass das Bundesministerium für Verbraucherschutz mit reichlich Tamtam ein Lebensmittelwarnsystem im Netz installierte (der kompottsurfer berichtete). Wer gehofft hatte, damit würden eklatante, flächendeckend auftretende und grundsätzliche Probleme bei der Lebensmittelproduktion und im Verkauf publiziert und besser gelöst werden können, muss jedoch ernüchtert feststellen, dass unter www.lebensmittelwarnung.de kaum mehr als einfache Fehler aufgeführt werden.
Da sind Listerien und Salmonellen in mancherlei Sorte Wurst aufgetaucht, Glassplitter in Babynahrung, Lösungsmittel in Zuckerwaffeln und falsche Mindesthaltbarkeitsdatierungen in Putenzwiebelmettwurst. Ja, man warnte sogar vor künstlichen Früchten aus Plastik, die von Kleinkindern als echt missverstanden und verschluckt werden könnten. Völlig okay, auch darauf hinzuweisen, aber alles andere als wegweisend.
Zur Erinnerung: Die Seite war ins Leben gerufen worden, nachdem die Todes- und Krankheitsfälle durch EHEC die Menschen im Land tief verunsichert hatten. Es schien ein Schritt in die richtige Richtung zu sein. Heute scheint von der ursprünglichen Absicht nicht mehr viel übrig geblieben zu sein. Die Liste wirkt eher wie ein Alibiprogramm. Es ist auch alles andere als ein Arbeitsnachweis für nachhaltige Qualitätssicherung. Denn nur wer mit dem Klammersack gepudert ist, darf glauben, dass es in Deutschland nicht deutlich mehr beanstandungswürdige Lebensmittel gibt als die offiziell verkündeten. Wer prüft da? Prüft überhaupt jemand? Oder werden nur die Ergebnisse unternehmensinterner Kontrollen veröffentlicht, was ja erstmal nicht schlecht ist, aber bei weitem nicht ausreichend.
Immer wieder ergeben Stichproben von Organisationen wie BUND und anderen, dass zum Beispiel verpackte Fleischprodukte in diversen Supermärkten problembehaftet sind. Man erinnere sich nur an die Killerkeime im Grillfleisch, an keimbelastetes Hähnchenfleisch, an Pferdefleischskandal und Gammelfleisch reloaded. Auch gefälschte Fischprodukte waren Diskussionsthema. Es ist im Grunde nicht länger hinnehmbar, dass man sehenden Auges in die nächste Lebensmittelkatastrophe stolpert. Es muss einfach Geld für mehr und bessere Kontrollen investiert werden.
Das alles befreit den Verbraucher selbst natürlich nicht davon, mit Sinn und Verstand einzukaufen. Denn so lange das Billigfleisch von Kunden massenhaft gekauft wird, von dem man befürchten muss, dass es der harte Preiskampf qualitiativ beeinträchtigt hat, so lange wird das Zeug auch im Markt sein. Möglicherweise illegal importiert und / oder umetikettiert. Von den nicht selten zweifelhaften Produktionsbedingungen will der kompottsurfer da noch gar nicht reden. Auch daran sollte der Verbraucher denken, wenn er seine Einkäufe fürs Weihnachtsessen plant.