Ich glaub‘, es hackt: Veganes Mett aus Reiswaffeln.

Heute Nachmittag im Bioladen. Gerade erst hatte ich im stern Hans-Ulrich Jörges‘ amüsante Polemik auf die erstarrte, verspießerte Republik gelesen, in der die Menschen zunehmend in Korrektheit erstarren. „Wir werden vegan abgefüttert“ heißt es da an einer Stelle, ein Detail, das mir – bis zum Betreten des Bioladens – nicht sonderlich aufstieß. Aber dann sah ich dieses Angebotsschild: Veganes Mett. Ich muss die arme Verkäuferin angestarrt haben als hätte sie frisches Aliengulasch in der Auslage und brachte nur ein gestammeltes „Was ist denn da drin?“ hervor. „Im Grunde nur gehackte Reiswaffeln, Tomatenmark, Zwiebeln und ein paar Gewürze“, antwortete sie. Gehackte Reiswaffeln? Mehr als ein Kopfschütteln bekam ich nicht hin, nahm mein korrekt verspießertes Vollkornbrot und marschierte schnurstracks weiter zum Metzger meines Vertrauens. Bar jeder Impulskontrolle kaufte ich Mett. Richtiges, echtes Mett. Vom korrekten Schwein. Obwohl ich damit mein selbst auferlegtes Nur_zwei_Tage_die_Woche_Fleisch_Vorhaben torpedierte.
Soll jeder essen, was er mag, selbst wenn er auf Chlorhühnchen und großindustriell produziertes Fleisch steht und das mit seinem Gewissen und seiner Gesundheit in Einklang bringen kann. Soll jeder vegetariern, veganern, fruktariern, lowcarben wie er will, aber bitte, bitte seine Mitmenschen nicht mit Wortkonstruktionen wie veganem Mett verulken. Da müssen sich doch selbst Veganer nicht mehr ernst genommen fühlen. Mett, Ultima Ratio der Fleischverwertung, als vegane Version?
Ich ess‘ jetzt erstmal ’n Mettbrot mit Zwiebeln.

10 Gedanken zu „Ich glaub‘, es hackt: Veganes Mett aus Reiswaffeln.“

  1. Sehr cool, wo gabs das vegane Mett? Würde gerne was kaufen – und hoffe, dass ich damit jetzt keinen Herzinfarkt bei den ganzen aufgeregten Fleischfetischisten auslöse. 🙂

  2. Ich bin seit 2 Jahren Vegetarier aus verschiedenen Gründen.
    Als erstes wäre da ein Nierenleiden das mir verbietet größerere Mengen (>200g / Woche) Fleisch oder FIsch zu mir zu nehmen. Dies ist für mich der wichtigste Punkt da es direkt meine Gesundheit angreift. Aber auch die Skandale in der Fleisch und Fischindustrie sowie die leer gefischten Weltmeere und die Tatsache das wir in Deutschland schon lange nicht mehr genug Vieh halten können um unseren Bedarf zu decken. Dazu müssten wir die Tschechoslowakei Polen und Rumänien ebenfalls mit Weiden für unsere Tiere bedecken.
    Ich möchte hier mal mit einigen Missverständnissen aufräumen, auch wenn ich bezweifele das mir auch nur einer zuhört.
    Zitat kompottsurfer:
    > Mal abgesehen von dem Irrsinn, etwas nachbilden zu wollen, was man eigentlich komplett ablehnt und es
    > auch noch so zu nennen, denke ich, dass schon das Mundgefühl ein komplett anderes sein dürfte. Aber nein,
    > dafür probier’ ich das nicht. Ich kenne die Textur von Reiswaffeln und Tomatenmark, das muss genügen. 😉
    Es gibt Vegetarier die aus gesundheitlichen Gründen auf Fleisch verzichten müssen. Außerdem lehnen Vegetarier ja nicht den Geschmack oder die Form ab, sondern z.B. die Tatsache das Tier dafür leiden müssen. Außerdem ist es halt sehr einfach sich mal eine Scheibe Aufschnitt auf Brot zu packen anstatt sich einen Salat zu machen.
    > Kochen ist Trumpf! Angeberwissen zählt da überhaupt nichts.
    Nachdem du diesen Selbstbeweihräucherungsparagraphen geschrieben hast:
    > „Leute wie ich und viele treue Leser des kompottsurfers, die von 365 Tagen im Jahr gut und gerne 300 selbst
    > am Herd stehen, kochen, experimentieren – auch viel mit Gemüse und Hülsenfrüchten – und zwei bis drei Mal
    > die Woche Fleisch oder Fisch essen und sich schon mit Biodiversität beschäftigt haben, als Vegan noch keine
    > Mode war? Mit Pflege, Erhalt und Verarbeitung alter Getreide- Gemüse und Obstsorten? Oder die vielen
    > Spitzenköche, die auch gerne mal Fleisch essen und servieren, und allein schon wegen ihrer täglichen,
    > kreativen Auseinandersetzung mit Essen, Gemüse- und Getreidesorten verarbeiten, von denen selbst
    > engagierte Hobbyköche noch nie gehört haben?
    Wirkt schon etwas seltsam, oder?
    oder
    Zitat DirkNB/Herdnerd:
    > Tierleid ist ein gutes Thema. Was passiert eigentlich mit den ganzen Nutztieren, wenn wir alle Veganer
    > geworden sind?
    Och komm! Sie werden erst gar nicht gezüchtet weil sie keiner kauft?
    > Und ist den Veganern eigentlich klar, dass es ohne die Nutztiere auch keinen Bio-Anbau von Pflanzen gibt?
    Ja Veganer gehen mir auch manchmal auf die Nerven, aber Bio Bauern dürfen Trecker benutzen.
    > Nur “wir Carnivoren” können die artgerechte Haltung von Nutztieren fördern, indem wir die entsprechenden
    > Produkte kaufen.
    So kann man sich das auch schönreden. Fakt ist das die Anbaufläche für Fleisch in Deutschland schon lange nicht mehr ausreicht. Wie „Artgerecht“ die Haltung des eigenen Fleisches ist kann sich ja jeder mal selber fragen.
    > Da haben sich die Nichtfleischesser aus der Verantwortung gestohlen.
    Wow! Darüber würde ich an ihrer Stelle nochmal nachdenken, die Argumentation nehmen ihnen Kindergartenkinder auseinander. Und nein, es ist nicht witzig.
    > Apropos: Historische gesehen: Erst der Fleischgenuss machte es dem Menschen möglich, sich sowwas wie
    > Vegetarismus einfallen zu lassen. Sonst hätten wir noch ein Affenhirn und wären zu solchen Denkleistungen
    > nicht fähig. Mal populistisch ausgedrückt.
    Sie wissen nicht viel von Paläoanthropologie oder?
    > Apospos Massentierhaltung: Getreide auf einem Feld oder Apfelbäume in einer Plantage ist keine
    > Massenlebewesenhaltung? Wer sagt uns eigentlich, dass die Tiere wirklich die “höheren Lebewesen sind”?
    Das typische Argument von Karnivoren denen die Argumente ausgegangen sind. Ja Pflanzen empfinden auch Schmerzen und deshalb essen sie gar keine. *kopfschüttel*
    Mal zur Information:
    http://www.3sat.de/page/?source=/nano/umwelt/167032/index.html
    http://de.slideshare.net/wwfdeutschland/wwf-fleischfrage-fleisch-frisst-land

  3. Ich finde Leute wie Wingo fast so schön Tierrechtlern die vor Jahren am „Westfalentag“ in Osnabrück standen mit nem Schwein und dem Schild „Würden sie das essen wenn sieces selbst töten müssren?“
    Etwa nd hslbe Stunde später standen mehrere westfälische Bauern an dem Stand und diskutieren cwie man es am besten schlachtet… Lautstark!
    Und genau so bezweifle ich mal das er mehr Gemüse/Getreidesotten, speziell solche aus der Region/Europa also umweltverträgliche kennt als ein westfälischeer Mischkosttler. Okay, Flugfruktose gehört nicht zu meiner Ernährung, der Umwelt zuliebe

  4. Tierleid ist ein gutes Thema. Was passiert eigentlich mit den ganzen Nutztieren, wenn wir alle Veganer geworden sind? Und ist den Veganern eigentlich klar, dass es ohne die Nutztiere auch keinen Bio-Anbau von Pflanzen gibt? Außerdem ist der ökologische Gedanke doch sehr weit hergeholt. Wie wäre es mal mit folgender Projektidee: Vegane/vegetarische Ernährung, vollwertig ohne Nährstoffmangel und ohne zusätzliches Pillenschlucken mit regionalen Produkten.
    Nur „wir Carnivoren“ können die artgerechte Haltung von Nutztieren fördern, indem wir die entsprechenden Produkte kaufen. Da haben sich die Nichtfleischesser aus der Verantwortung gestohlen. Apropos: Historische gesehen: Erst der Fleischgenuss machte es dem Menschen möglich, sich sowwas wie Vegetarismus einfallen zu lassen. Sonst hätten wir noch ein Affenhirn und wären zu solchen Denkleistungen nicht fähig. Mal populistisch ausgedrückt.
    In einem muss ich TomWingo allerdings recht geben: Bärchenwurst ist wirklich pervers. Aber das ist letztendlich ein anderes Thema, weil das zu den Verirrungen der Nahrungsmittelindustrie gehört. In einem solchen voll nach Marketinggesichtspunkten hergestellten Produkt erwarte ich auch kein Fleisch aus artgerechter Haltung, also kaufe ich es auch nicht.
    Apospos Massentierhaltung: Getreide auf einem Feld oder Apfelbäume in einer Plantage ist keine Massenlebewesenhaltung? Wer sagt uns eigentlich, dass die Tiere wirklich die „höheren Lebewesen sind“?

  5. Es ist schon interessant, als Vegetarier und Teilzeit-Veganer zu lesen, was das so geschrieben wird,
    „Unkreativ“ sei die vegane Küche, zum Beispiel.
    Ich bin sehr sicher, dass Ihr Carnivoren nicht halb so viele Gemüse- und Getreidesorten kennt wie wir und essen tut ihr vermutlich keine 10% davon.
    Wenn etwas nachgebildet wird, dann meist deshalb, damit Neuvegetarier es leichter haben, obwohl ich sagen muss, dass eine Linsensuppe mit in Scheiben geschnittenen Tofu-Würstchen netter aussieht als ohne.
    Aber je länger man vegetarisch lebt, desto vielfältiger wird das, was man zu kochen lernt. Und dann entdeckt man, dass so manche Meinung, die ich hier gelesen habe, unkreativ und einfältig ist.
    Und noch etwas: das optische Verändern der Kost, das kennen Carnivoren nicht?
    Da gibt es Bärchen-Wurst, da gibt es in Bärchen-Form gedrüchte Snacks und sogar Weingummi wird in Bärchenform gepresst. Warum nicht in Quadrate oder Ovale?
    Also macht euch weniger Gedanken um diejenigen, die Neu-Vegetarier sind und kleine Erinnerungen an die frühere Zeit benötigen, sondern fragt euch, ob „es schmeckt halt“ die Begründung für so viel Tierleid sein darf, für so viele Krankheiten der Menschen, für so viel ökologischen Raubbau und für so viel Metahangas in der Luft.

    1. Ihr Carnivoren? Wer ist „Ihr“? Leute wie ich und viele treue Leser des kompottsurfers, die von 365 Tagen im Jahr gut und gerne 300 selbst am Herd stehen, kochen, experimentieren – auch viel mit Gemüse und Hülsenfrüchten – und zwei bis drei Mal die Woche Fleisch oder Fisch essen und sich schon mit Biodiversität beschäftigt haben, als Vegan noch keine Mode war? Mit Pflege, Erhalt und Verarbeitung alter Getreide- Gemüse und Obstsorten? Oder die vielen Spitzenköche, die auch gerne mal Fleisch essen und servieren, und allein schon wegen ihrer täglichen, kreativen Auseinandersetzung mit Essen, Gemüse- und Getreidesorten verarbeiten, von denen selbst engagierte Hobbyköche noch nie gehört haben? Und was heißt überhaupt kennen?
      Kochen ist Trumpf! Angeberwissen zählt da überhaupt nichts. Und vor diesem Hintergrund sollte man eine Wortschöpfung wie „Veganes Mett“ durchaus, nennen wir es durchgedreht finden dürfen. Noch mal: Es geht nicht um den Umstand, das man sich vegane Zubereitungen einfallen lässt oder sich vegan ernährt, jeder wie er will, aber was soll dieser Bezug zum Fleisch, wo man doch genau dessen Konsum rundheraus ablehnt? Warum nennt man es nicht „Reiswaffel-Tomatenstampf“ oder so? Damit es Neuvegetarier leichter haben? Und die Neukannibalen, ähem, Neucarnivoren werden dann mit Schweinemöhren, Leberlinsen, Kalbskichererbsen angefixt? Nicht im Ernst.
      Ohne jede Ironie: Ich bin froh, dass es auch Veganer gibt, die entspannt mit dem Thema umgehen können.

  6. Da glaube ich mal, dass, wenn man zum richtigen Zeitpunkt mit dem Rühren aufhört, die Konsistenz durchaus dem echten Mett nahe kommt. Durch die Feuchtigkeit des Tomatenmarks weicht die Waffel, die zumindest optisch ja schon fast die Struktur wie Mett hat (spricht aus kleinen Kügelchen besteht), ein wenig auf, was durchaus zu einer Hackfleischkonsistenz führen könnte.
    ABER: Ich stimme dir voll und ganz zu, was diesen Nachahmungsirrsinn betrifft. Da sah ich doch ein – wenn auch sehr schlecht nachgeformtes – halbes Hähnchen aus Tofu. Natürlich knochenfrei, Oder der sich gerade in der TV-Werbung befindliche vegetarische Schinkenspicker. Oder Seitanwürstchen, Tofuburger usw.
    Das alles zeigt die Unkreativität des Vegetarismus, orientieren sich nur am althergebrachten und können selber nix neues erschaffen.

  7. Das ist – mit Verlaub – eine ziemlich arrogante Haltung! Natürlich ist der Name blöd, genauso wie die Intension etwas so zu nennen, wie das was man ablehnt. Das ändert aber nichts daran, dass das Zeug schmeckt. Natürlich nicht wie Mett. Kann man trotzdem probieren, tut auch nicht weh.Und das sagt ein eingefleischter Karnivore.

  8. Das Rezept für ein veganes Mett zum selber machen auf der gleichen Basis wie beschrieben habe ich auch schon mal in einem Blog gelesen. Einen Gedanken, der im dortigen Artikel stand, hat sich mir eingeprägt: Wenn man diese Reiswaffel-Tomatenmark-Mischung nur richtig würzt, schmeckt es wie gleich gewürztes Mett, da das Mett ja eigentlich nach nichts schmeckt. Was mit bewies, dass der Schreiber dieses Gedankens wahrscheinlich immer nur Billigmett gegessen hat. Das (ungewürzte) Mett meines Vertrauensfleischers schmeckt auch schon ohne Würzung nach etwas, mit aber noch besser.

    1. Mal abgesehen von dem Irrsinn, etwas nachbilden zu wollen, was man eigentlich komplett ablehnt und es auch noch so zu nennen, denke ich, dass schon das Mundgefühl ein komplett anderes sein dürfte. Aber nein, dafür probier‘ ich das nicht. Ich kenne die Textur von Reiswaffeln und Tomatenmark, das muss genügen. 😉

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