Es gibt sie, diese McDonald’s-Momente im Leben, denen sich sogar Menschen mit gehobenen kulinarischen Ansprüchen und Prinzipien kaum entziehen können. Menschen wie ich zum Beispiel. Gestern war so ein Tag, wo mich ein solcher Moment erwischte. Ich steckte etwas länger am Madrider Flughafen fest, war hungrig wie eine Bande Bankräuber auf der Flucht vor der Polizei und sah plötzlich dieses MacDonald’s-Logo. Nein, du gehst da nicht rein, sagte ich mir. Na ja, okay, vielleicht gäbe mir der Kettenbetrieb ja einen Grund einzuknicken und einzukehren. Ja, bitte gebt mir einen Grund, dachte ich flehentlich. Und dann sah ich das Plakat mit Dani Garcia, dem namhaften Avantgardekoch aus Andalusien, der sein Handwerk bei keinem Geringeren als Martin Berasategui gelernt hatte. Dani hat für McDonalds einen Burger entwickelt, den es natürlich zu probieren galt. Da rief die kulinarische Pflicht, so viel stand mal fest.
Und dann hatte ich ihn in der Hand, diesen BIBO, biss hinein und musste feststellen, dass ich bei McDonalds noch nie so einen guten Burger gegessen hatte. Zwei dünne, krosse Scheiben Fleisch mit wunderbarem Barbecue-Aroma in einem weichen Laugenbrötchen, dazwischen schmelziger Ibérico-Käse (der allerdings, anders als das Fleisch vom Ibérico-Schwein, kein Exklusivprodukt ist), garniert mit ein paar Salatblättern und getoppt von einer hellen Salsa, die wirklich perfekt passte.
Muss man es als Feinschmecker doof finden, dass Spitzenköche Kreationen für McDonald’s entwickeln? Die Frage stellte sich ja schon bei Alfons Schubecks Hüttengaudi-Engagement vor ein paar Jahren hierzulande. Muss man nicht prinzipiell. Es sei denn, man will als kulinarischer Dogmatiker enden und beklagen, dass es McDonalds doch nur darauf ankäme, ihr Image aufzubessern und Leute in die Läden zu locken. Und? Ist das schlimm? Nein. Ist ganz normales Marketing. Es kommt aus meiner Sicht halt immer darauf an, ob die Protagonisten aus der Sternegastronomie ein wirklich gutes Produkt abliefern, das auch in der Masse noch funktioniert. Und das hat Dani Garcia zweifellos hinbekommen. Deshalb ist natürlich längst nicht gleich alles gut, was man dort vorgesetzt bekommt. Leider gibt’s den BIBO wohl derzeit nur in Spanien, aber wenn er ein Exportschlager würde, hätte der kompottsurfer nichts dagegen einzuwenden. Wer nun in der Urlaubszeit in Spanien unterwegs ist und einen dieser McDonalds-Momente erwischt, der hat jetzt einen guten Grund, ihn auszuleben.