Foodblogger eifern Spitzenköchen nach – als Testemonials für eine Supermarktkette. Okay oder doof?

Natürlich sollen foodblogger machen können, was sie wollen, solange sie niemandem ernsthaft schädigen. So schlimm ist es aus Sicht des kompottsurfers also nicht, dass sieben von ihnen in einer heute beginnenden Aktionswoche für die regionalen Produkte von REWE werben. Aber in den sozialen Medien und unter Foodies wird die Geschichte trotzdem heiß und kontrovers diskutiert. Natürlich stellt sich die Frage, warum man als Foodblogger wirklich so nah und plakativ an eine Marke heranrücken will, die hauptsächlich vom Verkauf von Nahrungsmitteln lebt? Geld? Höhere Zugriffszahlen? Mehr Glaubwürdigkeit generieren wird es wohl kaum sein. Die muss einem schon reichlich Wurst bleiben, wenn man sich für eine große Handelskette ins Zeug legt.
Klar, jeder hat seine Schmerzgrenze. Das ist nicht anders als bei den Ablösesummen im Fußball. Käme, sagen wir mal, der Discounter LIDL auf den kompottsurfer zu und würde sagen: „Wir bieten dir eine Million Euro pro Saison und dafür erklärst du unseren Kunden, woran man guten Käse erkennt“, ja verdammt, natürlich wäre das ein Grund ins Grübeln zu kommen. Anders herum, würde ich dann noch glaubwürdig sein, wenn ich Spitzenköche ins Gebet nähme, die für industriell verarbeitete Nahrungsmittel werben? Denn machen wir uns nichts vor, es geht bei der regionalen Kampagne von REWE, die im Grunde ja völlig in Ordnung ist, nicht nur um frisches Grünzeug sondern auch um industriell verarbeitete Ware wie eben Käse, Milch und Wurst, die haltbar gemacht werden muss. Und da ist es aus Sicht des kompottsurfers viel interessanter und aussagekräftiger, auf die Liste der Zusatzstoffe zu sehen als auf den Herkunftsort. Regional ist eben nicht automatisch gut, bei Obst und Gemüse aber, soviel sei zugestanden, gibt’s immerhin einen Frischevorteil. Zumindest dann, wenn die Abteilung im Supermarkt gut gepflegt wird.
Aus Sicht von REWE ist es selbstverständlich klug, sich mit Foodbloggern Glaubwürdigkeit heranzuholen und neue Verbreitungskanäle zu schaffen. Nur ist es mit der Glaubwürdigkeit der Blogger in dem Moment vorbei, wo sie am Haken des Unternehmens hängen.
Also, warum aus Sicht der foodblogger so eine Aktion? Viel über ihre Motivation ist nicht zu finden, aber Bine von was eigenes sagt: „Als Rewe Regional mich fragte, ob ich Lust hätte an sieben Tagen Gerichte mit Produkten aus der Region zu kochen, war ich gleich Feuer und Flamme.“ Nun gut. Fünf Frauen, ein Mann und ein gemischtes Paar, das sind die Protagonisten der Reihe. Wäre da nicht mal eine Männerquote überlegenswert? Aber nee, stimmt, die kochen ja so selten.

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