Sie sind ja schon ein paar Jahre vorüber, die Zeiten, in denen ein Etikett auf einer Flasche mit Wein aus den deutschen Anbaugebieten so zeitgemäß war wie Trachtenkleidung. Angefangen hat der Wandel mit der Verwendung moderner Typografien und dem zunehmenden Wegfall von Landschaftsbildchen und Wappen. Aber damit nicht genug. Inzwischen sind vor allem junge Winzer dazu übergegangen, mit krasser Optik und politischen Botschaften auf ihre Weine aufmerksam zu machen. Wie nicht nur dieser Blogbeitrag zeigt, tun sie das mit Erfolg.
Felix Scherer und Michael Zimmer bewirtschaften das badische Weingut Scherer. Zimmer holte sich sein Know How unter anderem bei Spitzenbetrieben wie dem Staatsweingut Blankenhornsberg und Johner Estate in Neuseeland. Scherer lernte ebenfalls im Ihringer Staatsweingut Blankenhornsberg und studierte Oenologie und Weinbau an der renommierten Hochschule in Geisenheim. Diese Stationen müssen – zumindest zeitweilig – ziemlich lustig gewesen sein, so viel Vergnügen macht der Blick auf die Etiketten ihrer Weine. Die sind sogar dermaßen extrem, dass man sich fragt, ob die beiden nicht vielleicht irgendwelche Pillen einwerfen. Einhörner, die Regenbögen kotzen – so was kann einem eigentlich nur auf LSD einfallen. Um so konservativer ihre Einstellung, was die Herstellung von Wein angeht. Nicht nur die Handlese ist für die beiden selbstverständlich, auch sonst verzichten sie auf eine Menge dieses ganzen neumodischen Schnickschnacks, der Weine unterschiedlicher Rebsorten und Anbaugebiete zu immer weniger unterscheidbaren Getränken mutieren lässt.
Auch beim Pfälzer Weingut Emil Bauer sind die Etiketten außergewöhnlich: If you are a racist, terrorist or just an asshole – don’t drink my Sauvignon Blanc steht auf einem. In ganz großen Lettern. Man könnte das jetzt als reines Marketing abtun, aber das hält der kompottsurfer bei den Bauers nicht für wahrscheinlich. Marketing geht auch ohne Haltung zeigen. Insofern kann man die Aktion nur begrüßen. Man fühlt sich auf der richtigen Seite, wenn man Bauers SB trinkt. In Sachen Qualität macht aber der Riesling des Hauses in den letzten Jahren mehr von sich reden. Beim Wettbewerb Best of Riesling des Meiniger Verlages belegte er mehrmals vordere Plätze.
Zwei Beispiele für viele, die zeigen, dass Wein, Humor und Haltung gut zusammenpassen können.