Gastronomiekritiker Jürgen Dollase grillt den Henssler

Wenn Jürgen Dollase in der Frankfurter Allgemeinen seine Esspapier-Kolumne auf die Leser loslässt, nimmt er dabei – die Formulierung muss nach der Esspapier-Vorlage einfach sein – kein Blatt vor den Mund. Was vor allen prominenten Autoren von Kochbüchern bisweilen nicht schmeckt, weil Dollase offenlegt, wenn sie belanglose oder gar unausgegorene Rezepte in ihre Bücher hineinschreiben. Steffen Hensslers neueste Veröffentlichung zu seiner beliebten TV-Sendung Grill den Hennsler ist das, was Dollase „beliebige Küche ohne Kontur“ nennt, der Verlag aber mit der Zeile Über 70 unschlagbare Siegerrezepte untertitelt.
Es war so sicher wie das Amen in der Kirche, dass aus Hennslers Sendung zeitnah ein Kochbuch extrahiert würde. Verlage wissen, dass sowas ein Selbstläufer ist. Daran wird auch Dollases Kritik nichts ändern, so klar er sie auch formuliert hat. Die fehlerhaften Angaben bei den Zutaten („mehrfache Salz- und Pfeffergaben“) und eine vom Buchautor beschriebene Zubereitung, die nicht zum Foto des Rezepts passt, werden echte Hensslergrillfans nicht erschüttern.
Der kompottsurfer muss, wie Dollase, immer wieder feststellen, wie nachlässig doch so manches Kochbuch fabriziert ist. Profiköche und foodies mögen in der Lage sein, solche Fehler zu erkennen, aber für Anfänger kann’s frustrierend sein, wenn die ersten Kochversuche daneben gehen, und das nur deshalb, weil ein Rezept nicht durchdacht ist oder schlichtweg nur schlampig aufgezeichnet wurde.
Also Augen auf, beim Kochbuchkauf.

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