Und wieder eine Untersuchung zum Thema Lachsqualität. Jetzt war Ökotest an der Reihe und untersuchte den Fisch, der bei den Verbrauchern in Deutschland Platz 3 in der Beliebtheitsskala belegt, hinter dem Alaska-Seelachs (1), der – auch wenn’s namentlich den Anschein macht – kein Lachsfisch ist sondern ein Dorsch und dem Hering auf Platz 2. Genauer: Es ist der Räucherlachs, den die Tester unters Mikroskop nahmen.
In den letzten Jahren hat sich hierzulande die Erkenntnis durchgesetzt, Zuchtlachs aus Aquakulturen sei die einzig ökologisch vertretbare Alternative zum Wildlachs, der zu den bedrohten Fischarten gehört. Nun ja, was da in einigen Aquakulturen passiert, hat mit Nachhaltigkeit wenig zu tun. Mastlachsfarmen verseuchen so manchen Küstenabschnitt mit unverwertetem Futter (das zu allem Überfluss u.a. aus verarbeiteten Wildfischen besteht) und dem Kot hunderttausender Fische, die dort zum späteren Verzehr auf engem Raum gezüchtet werden. Das bringt Keime, Wurmbefall und Krankheiten für die Tiere, und deshalb versuchen die Züchter mit der prophylaktischen Gabe medikamentös wirkender Zusätze in Wasser und Futter deren Fleisch zumindest vor dem Schlimmsten zu bewahren. Dumm nur, dass man damit dem Meerwasser keinen Gefallen tut und der Fischqualität mittelfristig wohl auch nicht. Der kompottsurfer berichtete 2010 schon einmal ausführlich über das Thema.
Die Haltung spielt also, wie in der Fleischwirtschaft, eine entscheidende Rolle für das Wachsen und Werden der Tiere, die der Verbraucher gerne mit leuchtend rosafarbenen Fleisch haben will, was beim Zuchtlachs nur durch Zugabe von Farbstoffen wie zum Beispiel Astaxanthin und Canthaxanthin erreicht wird, letzteres ist sehr umstritten und verschwindet nach Angaben von Ökotest zum Glück weitgehend aus der Anwendung.
Im Ergebnis kommen die beprobten Räucherlachse bei Ökotest etwas schlechter weg als bei einer vergleichbaren Untersuchung von Stiftung Warentest 2014. Proben von Frischlachs werden durchweg besser bewertet, erstaunlicher Weise nicht zuletzt solche aus preisgünstiger Ware wie die vom Discounter LIDL. Sowohl Ökotest als auch Stiftung Warentest haben das in den letzten Jahren bestätigt.
Aber was macht der Verbraucher nun mit diesem Wissen? Was ist mit Zertifikaten? Könnte ein Label helfen, Vertrauen zu schaffen? Das Label MSC (Marine Stewardship Council) – eine Kooperation von WWF und Unilever – soll genau diesen Zweck als Gütesiegel erfüllen, wird aber von Ökotest kritisiert, weil „die Vorgaben zu lasch, die Kontrollen nicht engmaschig genug sind. Gifte und Sprengstoffe sind beispielsweise die einzigen Fischereimethoden, die MSC nicht zulässt. Zerstörerische Grundschleppnetze hingegen sind erlaubt.“
Was also tun? Keinen Lachs mehr essen? Doch wieder auf echten Wildlachs wechseln? Selber angeln? Der kompottsurfer setzt auf defensiven Lachskonsum mit so viel ökologischer Sicherheit wie möglich. Zudem auf Frischlachs vor Räucherlachs. Wildlachs sollte erst wieder konsumiert werden, wenn die Bestände es hergeben, was dauern kann. Ansonsten Lachse aus kontrollierten Bio-Aquakulturen. Zumindest bei Fütterung und Haltung sollte es da vertretbarer zugehen. Und wenn überwiegend Fische aus Bio-Haltung gekauft werden, setzt das den Markt unter Druck, und es ändert sich vielleicht etwas. Das ist keine 1a-, ja nicht mal eine 1b-Lösung, aber es könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein.