Nein, ich bin weder verrückt noch auf Droge oder erlaube mir einen Scherz mit einem Namensdoppelgänger. Aber es ereilte mich neulich tatsächlich eine Geschichte, die mit dem großen Maler Paul Klee zu tun hatte, ausgerechnet bei Fischfeinkost Huber im Bochumer Stadtteil Linden, wo ich einmal in der Woche Räuchermatjes einkaufe.
Vor mir ist eine ältere Dame an der Reihe. Sie diskutiert gerade mit dem Händler über Miesmuscheln, und wie leicht man sogar als Händler auf dem Großmarkt mit betagter Ware übers Ohr gehauen werden kann. Ich ging davon aus, dass die Dame vielleicht früher einmal Fischhändlerin gewesen war, und wie sich im weiteren Gespräch schnell herausstellt, lag ich mit der Vermutung nicht ganz falsch. Ihr Vater, so erzählt sie, sei vor dem zweiten Weltkrieg als Fischhändler tätig gewesen und zwar in Dessau. Zu dessen treuesten Kunden zählte Paul Klee, der seinerzeit am Bauhaus in Dessau lehrte und eine Doppelhaushälfte in direkter Nachbarschaft zu Wassily Kandinsky bewohnte. Klee kaufte die Fische aber nicht nur für den eigenen Konsum sondern sozusagen auch als Aktmodell für seine Bilder. Klee malte oft Fische und – so erzählt die Zeitzeugin – legte großen Wert darauf, dass auch die Aktfische frisch waren.
1957 erschien in der Zeit ein lesenswerter Beitrag über Paul Klees künstlerischem Interesse an Fischen. Dass er als Vorlagen keine Abbildungen aus Biologiebüchern nutzte, sondern frische Fische beim Händler orderte, zählt zu den Anekdoten die nicht bedeutsam sind für Klees großes Gesamtwerk, aber die man sich gerne erzählen lässt, wenn man gerade beim Fischhändler ansteht.