Als im Januar dieses Jahres ein Merkblatt der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zu den neuen EU-Vermarktungsregeln für Olivenöl erschien, war längst reichlich Öl im Feuer einer Debatte, bei der es eigentlich um Verbraucherschutz gehen soll. Aber wenn dieser Schutz mit Informationsmängeln verbunden ist, darf man sich schon fragen, was das Ganze für einen Sinn macht.
Löbliches Ziel der Sache war ja, dem dreisten und weit verbreiteten Gepansche von Olivenöl Einhalt zu gebieten (der kompottsurfer berichtete ). Nur wird dieses Ziel weiterhin verfehlt werden. Warum das so ist, dazu liefert ein lesenswerter Beitrag von Conrad Bölicke tiefere Einblicke, den man hier finden kann.
Nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Olivenölproduktion umfasst die Höchstqualität Natives Olivenöl Extra bei dem der Anteil freier Fettsäuren nicht höher sein darf als 0,8%. Tatsächlich werden diese besonderen Öle aber häufig mit raffinierten lampante-Ölen verfälscht. Wie groß die Fälschungsmengen sind, lässt sich erahnen, wenn man sieht, dass ein Großteil der im Handel erhältlichen Olivenöle extra vierge ist, also Höchstqualität, was angesichts der minimalen Produktionsmengen definitiv nicht sein kann. Dabei ließen sich Fälschungen leicht entdecken. Der Gehalt an Wachsen, Sterinestern, Uvaol und Erythrodiol gibt nämlich zweifelsfrei Aufschluss über betrügerische Panscherei. Allein, es wird kaum geprüft. Bundesdeutsche Lebensmittelaufsichtsämter, so schreibt es Bölicke, hätten im gesamten Jahr 2014 nicht einmal 50 Proben zur Qualitätsüberprüfung vorgenommen. Ein Problem, dass man auch aus anderen Bereichen der Lebensmittelüberwachung kennt, wie der kompottsurfer vor einiger Zeit mal am Beispiel der Kontrolle von Hühnereiern aufgezeigt hat.
Man kann die ausgeklügelsten Vorschriften erlassen, aber wenn deren Einhaltung nicht kontrolliert wird, sind sie das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben stehen. Das ist nicht anders als beim Doping im Sport. Wo nicht kontrolliert wird, findet man auch keine Verstöße.
Besonders unerfreulich an der neuen Verordung ist, dass zum Beispiel ehrliche Produzenten, die Olivenöle der zweithöchsten Qualitätsstufe anbieten, nun keine Ursprungsangabe mehr beifügen dürfen. Das ist jetzt nur noch für die Öle höchster Güte erlaubt. Dem Verbraucher hilft dieses Verbot nullkommagarnix. Im Gegenteil. Wer eine bestimmte Aromatik und/oder Hitzebeständigkeit bevorzugt, dem dürfte die richtige Auswahl nun schwerer fallen.