Nehmen wir Cholesterinwerte viel zu wichtig? Und haben die wirklich mit unserem Essen zu tun?

Kürzlich lief auf arte die Wiederholung einer sehenswerten ARD-Dokumentation aus 2014 unter dem Titel „Cholesterin, der große Bluff“. Man hätte den Film auch Cholesterin: Das Spiel mit der Angst betiteln können. Denn wie so vielen Mitmenschen wurde auch mir reichlich mulmig als meine Hausärztin mir erstmals einen hohen Cholesterinwert attestierte. Zum Glück spielt die gute Frau nicht im ärztlichen Panikorchester und relativierte die Angelegenheit.
Da isst und trinkt man also weitgehend gesund, treibt viel Sport und trotzdem liegt der so viel beachtete Wert über der zulässigen Norm. Aber wie das so ist mit den Normen: Wer legt sie fest? Und auf welcher Basis von Erkenntnis gründend? Nun, erstmal tief durchatmen und entspannen. Denn Cholesterin ist wichtig für unseren Körper, ja sogar lebensnotwendig. Er produziert es schließlich selbst und sicher nicht aus purer Langeweile oder gar, um uns umzubringen. LDL und HDL sind nämlich unabdingbar für Hormonsystem und Mitochondrien. Selbst die Behauptung, das eine sei gut, das andere böse hält reichlich Abstand zur Wahrheit.
In ihrem sehr lesenswerten Buch Fett! Unterhaltsames und Informatives über fette Lügen und mehrfach ungesättigte Versprechungen erzählt die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Ulrike Gonder auch die Geschichte vom Cholesterin-Kaninchen (nicht verwandt mit dem Chlor-Hühnchen), das im Rahmen einer Forschungsreihe Hirn und Hühnerei essen musste und deswegen Probleme mit den Arterien bekam. Jetzt bitte keine Einwände, von wegen Kaninchen wären doch Pflanzenfresser und die Ergebnisse keinesfalls auf den Menschen übertragbar. Ach ja? Und woher kommt dann der Spruch, der Mensch würde manchmal wie ein Kaninchen auf die Schlange starren? Wenn das mal kein handfester Beweis ist.
Alle paar Jahrzehnte werden die Grenzwerte für Cholesterin neu ausgewürfelt. Man setzt sich mit den Kaninchen an einen Tisch und guckt, was beim Würfeln rauskommt. Einzige Vorgabe: Die Werte müssen niedriger liegen als beim letzten Mal. Gesundheitlich akzeptables Gesamtcholesterin lag in den 1950er Jahren noch bei 260 mg/dl, dann ging’s immer weiter runter, bis es schließlich heute bei 193 mg/dl gelandet ist. In der Süddeutschen gibt es dazu übrigens einen erhellenden Beitrag.
Und warum das Ganze? Nun, wenn man statt Menschen lieber Grenzwerte therapiert, standardisiert mit Medikamenten, weil das sehr viel einfacher und lukrativer ist, dann hätten wir schon ein Motiv. Und je niedriger die Grenzwerte liegen, um so mehr gibt es zu behandeln. Im Grunde ist die herrschende Cholesterindoktrin an allen Punkten angreifbar. Ob fettreiche Nahrung direkten Einfluss auf den Cholesterinspiegel hat ist ebenso unbewiesen wie die Behauptung, Cholesterin würde die Arterien verstopfen. Auch die Grenzwerte scheinen keiner belastbaren Forschungsgrundlage zu entstammen.
Und nun zurück zum Dokumentarfilm zum Thema. Den gibt’s hier. Absolut sehenswert.

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