Precht, Proteine und die fortgeschrittene Entwicklung von Kunstfleisch

Der Philosoph Richard David Precht hat ein neues Buch geschrieben. Titel: Tiere denken: Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen. Das Thema passt perfekt in eine Zeit, die Ernährung als eine Art Ersatzreligion hervorgebracht hat. Precht setzt sich allerdings schon länger damit auseinander. Vor 16 Jahren veröffentlichte er im Rowohlt Verlag Noahs Erbe. Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen. Und in seinem millionenfach verkauften Bestseller Wer bin ich – und wenn ja, wie viele? widmet er der Problematik ein ganzes Kapitel, der kompottsurfer berichtete 2008 darüber.
Nun habe ich, offen gestanden, Prechts neuestes Werk noch gar nicht gelesen. Es steht auf der Leseliste ziemlich weit oben, aber vorher muss noch Geronimo von Leon de Winter vertilgt werden, einer meiner erklärten Lieblingsautoren. Spannung geht halt vor, in meiner immer viel zu knappen Zeit zum Bücher lesen. Und außerdem: Ob ich so kurz vor Weihnachten meinen Appetit auf Wildschweinbraten und Gans gefährden will, weiß ich auch nicht wirklich. Mehr zum Buch also vermutlich erst in ein paar Wochen an dieser Stelle, falls ich es mir nicht noch anders überlege.
Halte ich es also erst mal, zumindest ungefähr, mit dem alten Stoiker Lucius Annaeus Seneca: Die Seele muß frisch, voll Zuversicht und über alles erhaben sein. Ich bin zuversichtlich, dass der Mensch schon bald in der Lage sein wird, künstliches Fleisch zu produzieren, das dem natürlichen Fleisch geschmacklich und texturell nahe kommt. Das Thema hat der kompottsurfer erstmals vor acht Jahren aufgebracht, seither ist einiges passiert. Das Fraunhofer Institut, so berichtete vor wenigen Tagen der IT-Nachrichtendienst Heise Online, will Anfang 2017, in Zusammenarbeit mit der Amidori Food Company, Schnitzel aus Pflanzenproteinen herstellen. Das Verfahren wird als Nasstexturierung beschrieben. „Fast genauso bissfest und saftig wie echtes Hühnchenfleisch“ wird der Leiter des Food Technology Teams am Fraunhofer Institut München, Raffael Osen, zitiert. In einer von den Wissenschaftlern angesetzten Verkostungsreihe sollen acht von zehn Testern keinen Unterschied zwischen echtem und „Kunstfleisch“ festgestellt haben. Liegt es an den degenerierten Geschmacksnerven der Tester? Oder ist das Kunstfleisch wirklich schon so weit entwickelt?
Wie dem auch sei, es gibt Menschen, denen der Geschmack offensichtlich gar nicht so wichtig ist, dafür aber der Tötungsakt gegenüber Tieren wie es kürzlich James Hetfield, Sänger der Band Metallica in einem Spiegel-Interview eingestand. Es sei sein „Hobby“ Tiere zu töten, sagte er. Klingt erstmal erschreckend und stößt schnell auf Empörung, ist rein faktisch aber letztendlich kaum von dem zu unterscheiden, was Privatpersonen mit Jagdschein kennzeichnet: Jagen und Tiere töten als Hobby. Im Gegensatz zum Berufsjäger ist es für sie purer Zeitvertreib. Anders herum: Ich esse gerne von Hobbyjägern geschossenes Wild, mache aber um Fleisch aus Massentierhaltung einen weiten Bogen.

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