Das Malheur der Woche: Dinkelpfannkuchen mit Huch!

Routinen sind eine großartige Sache. Vor allem beim Kochen. Man muss nicht mehr in Rezepte schauen und kennt Zubereitungsabläufe, Zutaten und Mengenverhältnisse aus dem Effeff. Ideal nach einem Vorabend mit reichlich köstlichem Wein, wenn man solche Routinen abrufen kann. Wäre da nicht dieses gelegentliche „huch!“. Huch, ich hab‘ mich vertan. So wie vorgestern beim allsonntäglichen Pfannkuchen backen.
Wenn mein Sohn mit am Tisch sitzt, gibt es für ihn, seit Jahr und Tag, immer eine deftige Variante meines Dinkelpfannkuchens. Und zwar mit Parmesankäse. Für alle anderen steht in einer zweiten Schüssel der Teig mit den eingerührten Stückchen vom Boskop-Apfel bereit, der nach dem Backen mit Zuckerrübensirup aus der Furzgeräusche machenden Dosierflasche bespritzt wird.
Während ich mich nun auf den schwierigsten Teil des Backprozesses vorbereite, dem einhändig ausgelösten Pfannkuchensalto, geht bei Tisch das Gespräch über Richard Dawkins erstes Buch Das egoistische Gen weiter. Ich versuche dem Gespräch zu folgen und gleichzeitig den Salto des Pfannkuchens sauber und ohne Wackler in der Pfanne zu landen. Geschafft. Also, wie war das? Selbstlosigkeit lässt sich auch durch den Egoismus der Gene erklären, wobei Egoismus nur ein Begriff zur Veranschaulichung ist, denn Gene haben ja keine Gefühle und Absichten? Richtig?
So, jetzt nur noch der Parmesankäse oben drauf, etwas anschmelzen lassen und, voilà, der Pfannkuchen ist servierfertig. Während ich ihn auf den Teller gleiten lassen, fällt mir auf, dass es unter der Teigoberfläche etwas uneben aussieht, so wie beim Apfelpfannkuchen. Ich hatte doch nicht etwa? Doch. Ich hatte. Den Parmesankäse auf den Apfelpfannkuchen gestreut. Und damit eine neue Generation Pfannkuchen geboren. Im Übrigen völlig selbstlos. Essen wollte das trotzdem keiner, aber zum Wegwerfen war diese ungewöhnliche Variante auch zu schade. Also musste ich das Ding selbst vertilgen, das so schlecht nun auch wieder nicht schmeckte. Flunkerte ich den anderen jedenfalls vor.
Was lerne ich daraus? Dass Novalis noch immer Recht behält mit seinem Satz: Auf alles, was der Mensch vornimmt, muß er seine ungeteilte Aufmerksamkeit richten. Und sei es auch die siebenhunderthaumichtoteste Zubereitung eines Pfannkuchens.

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