Kürzlich erschien im Gourmet Report ein so interessanter wie unheimlicher Beitrag über functional food, und das unter der Überschrift Gesunde Wurst. Darin geht es um ein Entwicklungsprojekt der Arbeitsgruppe Lebensmittel- und Ernährungsforschung der Hochschule Anhalt in Bernburg, an dessen Ende die Rezeptur für eine neuartige Wurst stand. Diese Wurst wird, so heißt es, bereits unter dem Namen „Pro Gesundheit“ in Filialen der Fleisch- und Wurstwarenproduktion Bernburg verkauft.
Irritierend an dem Beitrag findet der kompottsurfer, mit welch‘ positivem Beigeschmack der Begriff functional food serviert wird. Für Gourmets ein eher abschreckender Begriff, geht es bei functional food doch letzten Endes darum, hochverarbeitete Lebensmittel herzustellen. Vor zehn Jahren hat der kompottsurfer übrigens schon einmal sein Fremdeln mit dieser Art von Ernährung kundgetan.
Wenn es aus Sicht des kompottsurfers aktuell eine Entwicklung im Bereich der Nahrungsmittelherstellung gibt, die besonders besorgniserregend ist, dann die ungehemmte Ausbreitung vermeintlich „guter“ Lebensmittelzusätze sowie aromatische Manipulationen aller Art. Geimpftes Essen sozusagen. Warum? Weil dieses Geschehen weitgehend unterhalb des Radars abläuft. Weil es eben kein klassischer Lebensmittelskandal ist. Dabei kann es viel folgenreicher sein. Was diese Zusätze langfristig gesundheitlich anrichten können ist kaum erforscht. Natürlich klingt es erstmal positiv, wenn man hört, dass die Kastration von männlichen Ferkeln bald der Vergangenheit angehören könnte, weil man nun ein Mittel gefunden zu haben glaubt, mit dem der unangenehme Beigeschmack, der das Fleisch von Ebern kaum genießbar macht, maskiert werden kann. Aber dafür ein Mix aus diversen, zugesetzten Aromen schlucken? Maskieren ist überhaupt ein großes Thema in der Lebensmittelchemie. Und leider gehört nicht viel Fantasie dazu, sich auch skandalträchtige Szenarien auszumalen, in denen Maskierung von Lebensmitteln eine Rolle spielt.
„Verbraucher scheitern oft an gesunder Ernährung“ titelte foodwatch erst kürzlich zu den Ergebnissen einer aktuellen Ernährungsstudie, die von den Verbraucherschützern gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse in Auftrag gegeben worden war. „Viele Menschen wollen sich zwar gerne gesünder ernähren, es fällt ihnen jedoch schwer,“ heißt es da. Genau da setzt functional food an. Man gebe einfach ein paar Zusätze ins Essen, und schon haben die Konsumenten alle gesunden Dinge die sie brauchen. Oder sie sollen es zumindest glauben.
Die Sorge um die Pflege des Kulturguts Essen, sie ist in den letzten zehn Jahren keineswegs kleiner geworden. Eher größer.